04/2019 – Autorin: Birgit Schlepütz – Hachmeister Galerie: Malerei von Karl Bungert
Hachmeister Galerie
Karl Bungert – Die hässliche Seite der Nacht
Karl Bungert. o.T. 1971
Karl Bungert. o.T. 1968
Alltag in der Großstadt, Industrialisierung und der Konflikt von Mensch und Maschine. Das sind die bevorzugten Bildsujets von Karl Bungert (1928–1979). Er galt als Outsider, der sein Kunststudium nach vier Wochen abbricht und dessen Werk man zu Lebzeiten eher ablehnend gegenübersteht. Von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen wird er erst ab 1972, als wichtige Museen wie das Stedelijk-Museum in Amsterdam, die Kunsthalle Köln oder die Kunsthalle Recklinghausen seine Werke zeigen. Die Galerie Hachmeister betreut Karl Bungerts Nachlass und zeigt ab Mai einen Ausschnitt seines Schaffens.
Karl Bungert hält sich bevorzugt in Antwerpen auf, wo ihn vor allem die hässliche Seite der Nacht fasziniert: Käuflicher Sex, Taschendiebe, Zuhälter und dazwischen Polizisten und Richter bei ihrem Bemühen, für Ordnung zu sorgen. Während George Grosz die bittere Zeit und das schale Vergnügen nach dem Ersten Weltkrieg eher wirklichkeitsgetreu schilderte, nutzt Bungert für seine Sittenbilder die Mittel der Pop Art: Kräftige, reine Farben, ummantelt von breiten Linien, aus denen plakative Figurenpuzzle entstehen. Darauf zu sehen: ‚Typen‘ wie der dicke Boss mit Schlips, Anzug und Zigarre, der Richter mit Brille oder der Industriearbeiter mit Maschinenbauch. So zweidimensional sie auch angelegt sind, bewegungslos bleiben Bungerts Tänzerinnen, Polizisten und anderen Nacht-Figuren dank multipler Körperteile oder schwingender Gliedmaßen nicht. Dann die andere Seite des Künstlers, der ab 1938 in Münster-Wolbeck aufwächst, bevor er mal in Amsterdam, mal in Berlin lebt: Wohl wissend, dass sein Hauptwerk zumindest seinen Vater irritieren würde, widmet er ihm und seinem Bruder, beide selbstständige Gartenbauer, gemalte Parkanlagen mit einer fantasievollen Pflanzen- und Insektenwelt.
17.05.–13.07.19
Hachmeister Galerie
Klosterstr. 12
48143 Münster
Tel. 0251–51210
Di–Fr 14–18 Uhr, Sa 11–14 Uhr