04/2018 – Autorin: Anna Thiemann – Museum für Lackkunst: Die Welt der Inrō
Museum für Lackkunst
Die Welt der Inrō
Inrō für das Zodiac-Jahr des Tigers. Japan, 18.–19. Jahrhundert
Inrō in koban-Form (Goldmünzenform). Japan, 19. Jahrhundert
Der Kimono, das traditionelle japanische Gewand für Männer und Frauen, hat aus heutiger Sicht einen großen Nachteil: Es fehlen Taschen, in denen die kleinen Dinge des täglichen Gebrauchs untergebracht werden können. Im alten Japan führte dieses Problem zur Kreation neuer Accessoires, der sogenannten Sagemono (‚Hängesachen’), die mit einem Band und einem kunstvoll geschnitzten Anhänger am Gürtel befestigt wurden. Auch Lackkünstlern bot der Trend neue Möglichkeiten, da sie Inro genannte ‚Siegelbehälter’, die zugleich Transportmittel und Statussymbole waren, als Experimentierfeld für sich entdeckten.
„Es gibt wenige Objekte, bei denen die Japaner mit größerer Hingabe ihren Erfindungsreichtum entfaltet haben“, schwärmte der französische Kunst-historiker Louis Gonse einst über das Inrō. Das ursprünglich aus China stammende Behältnis, das vornehmlich aus Holz oder Lackpaste gefertigt wurde, kam im Japan des späten 16. Jahrhunderts in Mode. Wohlhabende Männer nutzten das mehrteilige Stapelkästchen für den Transport persönlicher Gegenstände wie Namensstempel, Medizin oder Tabak. Während frühe Exemplare eher schlicht gehalten waren, entwickelte sich bald eine Vorliebe für reiche Lackverzierungen, die die japanische Natur und Kultur in all ihren Facetten abbildeten. So finden sich unter den Motiven Pflanzen- und Tiersymbole, Landschafts- und Alltagsszenen ebenso wie historische und literarische Sujets. Dank einer Schenkung hat das Museum für Lackkunst seine Sammlung dieser kostbaren Gebrauchsgegenstände erweitert. Die eindrucksvollen Exponate, die unterschiedlichste Ziertechniken illustrieren und Werke bedeutender Lackmeister wie Shibata Zeshin, Ogawa Haritsu oder der Künstlerdynastie Tōyō umfassen, werden der Öffentlichkeit nun in der Ausstellung „Japan en miniature“ präsentiert.
bis 02.09.18
Museum für Lackkunst
Windthorststr. 26
48143 Münster
Tel. 0251-4185122
Di 12–20, Mi–So 12–18 Uhr
www.museum-fuer-lackkunst.de