Ausgabe 2/2021 – Autorin: Katja Angenent
Vergessener Künstler: Herbert Rolf Schlegel
Museum Haus Opherdicke
Herbert Rolf Schlegel. Zwei Akte am See. um 1930. Sammlung Murken. Foto: Thomas Kersten
Herbert Rolf Schlegel. Badende am Waldsee. um 1926. Sammlung Murken. Foto: Thomas Kersten
Selbstbewusste Frauen und androgyne Figuren sind nur zwei Themen von Herbert Rolf Schlegel, einem weitgehend unbekannten Künstler der deutschen Avantgarde, die überraschend gut in die heutige Zeit passen. Nicht nur in Sachen Gender lohnt sich ein Blick auf das Werk des Malers, der von 1889–1972 lebte. Auch die Spannung zwischen Mensch und Natur hat er thematisiert. Ging es bei ihm vor allem um die Auswirkungen der industriellen Revolution, lassen sich seine Bilder heute vor dem Hintergrund von Artensterben und Klimawandel noch einmal neu interpretieren. Für das Museum Haus Opherdicke Gründe genug, Schlegels Werk erstmalig umfassend zu präsentieren.
„Die Versöhnung von Mensch und Natur“ ist die Ausstellung überschrieben, aber die gezeigten Werke sind vieldeutig. In seinen teils romantischen, teils neusachlichen Bildern greift der Künstler sowohl Sujets des Jugendstils als auch des Symbolismus und des späten Impressionismus auf. Aufbauend auf der klassischen Malerei der Romantik durchziehen überdies antike und christliche Motive seine Bildwelten. Schlegel wurde in seinem Schaffen darüber hinaus sichtlich von der damals aufkeimenden Lebensreform-Bewegung und dem Feminismus beeinflusst. Die Werke verbinden seine Vorstellung von der Beständigkeit und heilsamen Anziehungskraft der Natur mit der Darstellung von jungen Menschen, ohne sich dabei typischer Geschlechterzuschreibungen zu bedienen. Facettenreich stellt er menschliche Gefühle gegenüber der Allmächtigkeit der Natur dar. Das ist in der Tat eine romantische Vorstellung von der Versöhnung zwischen Mensch und Natur – gemalt zu einer Zeit, die von den Gräueln zweier Weltkriege geprägt war. Begleitet wird die Ausstellung von einem Audio-Walk der Künstlerin Johanna Steindorf, die unter der Prämisse „Natur ist unsichtbar“ zum 30-minütigen Hörspaziergang rund um das Museum einlädt. Sie fragt unter anderem: Wie lässt sich die Perspektive von Herbert Rolf Schlegel auf Menschen und Natur mit jener vereinbaren, die wir als Betrachter rund einhundert Jahre später einnehmen?
Herbert Rolf Schlegel
Die Versöhnung von Mensch und Natur
28.02.21–15.08.21
Museum Haus Opherdicke
Dorfstr. 29
59439 Holzwickede
Tel. 02301-9183972
Di–So 10.30–17.30 Uhr
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