Konrad Klapheck: Magischer Realist der Maschinen
Galerie Ostendorff
L´homme dans la femme. 1986. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Der Thronfolger. 1965. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Ausgabe 4/2021 – Autorin: Kristina Schade
Konrad Klapheck (*1935) malte jahrzehntelang akribisch Maschinen. Vor allem Schreib- und Nähmaschinen hatten es ihm angetan und wurden zu wiederkehrenden Motiven in seinem Werk. Obgleich er sich Ende der 1990er-Jahre auch der menschlichen Figur zuwandte, ist er als „magischer Realist der Maschinen“ in die Kunstgeschichte eingegangen. 1955 malte er als junger Akademiestudent sein erstes Porträt einer Continental, die er sich eigens dafür in einem Schreibmaschinengeschäft ausgeliehen hatte. Sein Gemälde „Der Thronfolger“ von 1965 stellt eine Nähmaschine dar. In der Galerie Ostendorff wird es bis Ende Oktober in einer Studioausstellung zusammen mit Grafiken des Düsseldorfer Künstlers gezeigt.
Der „Thronfolger“ scheint sich jeglicher Aktion und Dynamik zu verwehren. Wesentliche Elemente einer Nähmaschine sind zu abstrakten Symbolen reduziert. Auf gleiche Weise widmet sich Klapheck anderen profanen technischen Geräten und Alltagsgegenständen wie Bügeleisen, Telefonen oder Taschenmessern. Durch die reduzier-te Darstellung der Motive in Form und Farbe werden sie verfremdet und teils neu komponiert. Die monumentale Vergrößerung und Titel wie „Die gekränkte Braut“ oder „Der Hausdrachen“ sorgen für eine Ironisierung und lassen Vertrautes mitunter bedrohlich erscheinen. Klaphecks Stil ist einzigartig in der Nachkriegszeit und pendelt zwischen Hyperrealismus, Surrealismus und Pop-Art: An den Dadaismus erinnert, dass profane Alltagsdinge ihres Sinns beraubt und ironisch überspitzt werden. Anklänge an den Surrealismus finden sich im Ansprechen des Unbewussten. Auf die Neue Sachlichkeit verweisen Motivwahl und technisch-nüchterne Darstellung. Elemente der Pop-Art finden sich in der überdimensionalen Darstellung und starken Farbgebung. Treffend stellt FAZ-Feuilletonistin Rose Maria Gropp 2015 anlässlich des 80. Geburtstags von Konrad Klapheck fest: „Klapheck hat sich nie einer Herde angeschlossen; er steht in seiner Bedeutung für sich, gleichauf mit Generationsgenossen wie Thomas Bayrle oder auch Gerhard Richter.“
Konrad Klapheck. Studioausstellung
04.10.–31.10.21
Galerie Ostendorff
Prinzipalmarkt 11
48143 Münster
Tel. 0251-57404
Mo–Fr 9.30–13, 14–18.30, Sa 10–18 Uhr
www.ostendorff.de