04/2020 – Autorin: A. Thiemann – Otto Modersohn Museum: Modersohn und Kirkeby
Otto Modersohn Museum Tecklenburg
Modersohn und Kirkeby
Otto Modersohn. Wiesengräser und Blumen. 1894
Per Kirkeby. Neuzeit V. 2003. © Sasa Fuis VAN HAM Kunstauktionen
„Sein Leben ist die Natur,“ sagte Paula Becker einst über ihren Weggefährten und Ehemann Otto Modersohn. Schon in seiner Kindheit studierte der 1865 in Soest geborene Künstler alle Facetten der Natur, beobachtete und sammelte Tiere, insbesondere Vogelbalge und Insekten, presste Blumen und Pflanzen in Alben und lernte die dazugehörigen lateinischen Fachbegriffe. Als Modersohn starb, war der dänische Maler Per Kirkeby erst vier Jahre alt. Obwohl die beiden zu unterschiedlichen Künstlergenerationen gehören, verbindet sie das gemeinsame Interesse an der Landschaftsmalerei, die nun im Zentrum einer faszinierenden Dialogausstellung im Otto Modersohn Museum in Tecklenburg steht.
Als studierter Geologe widmete Kirkeby sich ebenfalls der wissenschaftlichen Beobachtung und Beschreibung der Natur. Als bekennender Fan von Henry David Thoreaus romantischem Aussteiger-Tagebuch „Walden; or, Life in the Woods“ (1854) war er überdies fasziniert von der untrennbaren Verflochtenheit von Natur und Kultur und dem unklaren Verhältnis von vermeintlich objektiver und poetischer Naturbetrachtung. Mit ähnlichen Fragen befasste sich auch Modersohn, der sich früh dagegen wehrte, die Welt bloß ‚abzumalen’, und den Naturalismus zugunsten einer expressiven Landschaftsmalerei ablehnte. So verglich er die Natur mit einer rudimentären „Grammatik“, aus der der Künstler mittels Vorstellungskraft „im Bilde ein Ganzes“ schafft. Ein gutes Jahrhundert später scheint Kirkeby Modersohn aus der Seele zu sprechen, wenn er sagt: „Alles da draußen … ist ein Stoff, wie Farbe in Tuben, mit welchem wir die Wirklichkeit entstehen lassen, in der wir leben.“ Die Werkschau im Modersohn-Museum zeigt auf eindrucksvolle Weise, welche Bildsprachen und Techniken die beiden Künstler entwickelten, um ihre subjektive Naturwahrnehmung malerisch auszudrücken.
04.04.–27.09.20
Otto Modersohn Museum
Markt 9
49545 Tecklenburg
Tel. 05482-9262160
Di–So 11–18 Uhr
www.ommt.de