10/2019 – Autorin: Anna Thiemann – Museum für Lackkunst: Das Inro im alten Japan
Museum für Lackkunst
Das Inro im alten Japan
Inro mit geschnitztem Guri-Dekor. 18. Jh.
Inro mit figürlichem Dekor. Mitte 19. Jh.
Das als Inro bekannte verschachtelte Lackbehältnis fand bereits im 14. Jahrhundert als ‚China-Import’ seinen Weg nach Japan. Ursprünglich war es für die Aufbewahrung von Siegeln und Tinte gedacht und wurde als ‚exotisches’ Mitbringsel vom Festland dekorativ in Szene gesetzt. Spätestens Ende des 16. Jahrhunderts war es in China und Japan en vogue, Inros mit einer Kordel und einem kunstvoll geschnitzten Anhänger namens netsuke am Gewand bzw. am Gürtel zu befestigen. Da der Japan-typische Kimono keine gewöhnlichen Taschen hat, erwies sich dieser modische Schachzug als besonders praktisch.
Obwohl Männer als auch Frauen Kimonos trugen, war das neue Accessoire – ähnlich wie der ebenfalls zur Schau gestellte Geldbeutel – modebewussten Männern vorbehalten, die darin unter anderem Schreibutensilien, Tabak und Medizin verstauten. Frauen mussten sich demgegenüber damit begnügen, Dinge des täglichen Gebrauchs im Ärmel zu transportieren. Die kunstvoll bemalten und luftdicht verschließbaren Schachteln entwickelten sich schnell zum Statussymbol und Lackkünstler betrieben mit genauen Skizzen und ausgefeilten Techniken einigen Aufwand, um ihre Auftraggeber zufrieden zu stellen. Während es sich zunächst nur wohlhabende Männer leisten konnten, diesem neuen Trend zu folgen, fanden Inros im Laufe des 17. Jahrhunderts ein breiteres Publikum. Folglich wurden Lackkünstler auch freier in der Wahl ihrer Motive, die etwa Szenen des Alltags, Landschaften, historische Ereignisse, literarische Sujets und symbolisch konnotierte Pflanzen und Tiere umfassten. Die Anhänger waren nicht zuletzt beliebt, weil sie als amüsanter Aufhänger für Gespräche fungierten. In der Sonderausstellung „Männer machen Mode“ präsentiert das Museum für Lackkunst über hundert Objekte aus eigenem Bestand, die eine große Bandbreite verschiedener Dekore, Themen und Stile zeigen.
07.11.19–02.02.20
Museum für Lackkunst
Windthorststr. 26
48143 Münster
Tel. 0251-4185122
Di 12–20, Mi–So 12–18 Uhr
www.museum-fuer-lackkunst.de