Ausgabe 2/2021 – Autorin: Katharina Stockmann
Radikal irritiert – MO-Kunstpreis für Valie Export
Museum Ostwall im Dortmunder U
Valie Export. Body Sign C. 1970. © Valie Export, Bildrecht Wien 2020, Foto: Gertraud Wolfschwenger
Valie Export. HOMO METER II. 1979. © Valie Export, Bildrecht Wien 2020
Ein runder Brotlaib vor dem Bauch, ein Messer in der Hand – was passiert hier gerade? „Die Irritation des Blicks“ ist ein Grundprinzip der Arbeiten Valie Exports und Titel ihrer Ausstellung im Schaufenster des Museums Ostwall im Dortmunder U. Bis heute haben die Arbeiten der Medien-, Performance- und Filmkunst-Pionierin nichts an ihrer Brisanz verloren. So auch die Aktion HOMO METER II: Vorbeigehenden bot die Künstlerin im Jahr 1976 an, sich eine Scheibe des vor ihren Körper gebundenen Brots abzuschneiden. Nahrung, Mutterschaft, Verletzlichkeit – indem sie widersprüchliche Assoziationen und Emotionen auslöst, entzieht Valie Export den weiblich gelesenen Körper aktiv der Bewertung und Beherrschung durch den Blick von außen.
Im April 2021 wird Valie Export durch die Freunde des Museums Ostwall im Dortmunder U mit dem MO-Kunstpreis „DADA, Fluxus und die Folgen“ ausgezeichnet. Für das Haus laut eigener Aussage auch die Möglichkeit, eine entscheidende Lücke in der Sammlung zu schließen, in der feministische Kunst und Künstlerinnen generell bisher unterrepräsentiert sind. Neben der Fotodokumentation von HOMO METER II, die der Freundeskreis für das Museum angekauft hat, zeigt die Ausstellung weitere Arbeiten, die Bilder von und Erwartungen an Weiblichkeit dekonstruieren. So eignete die Künstlerin sich mit der Aktion „Body Signs“ das Klischee der „Femme Fatale“ an – medial erzeugt durch Filme wie „Der blaue Engel“. Vor Publikum ließ sie sich 1970 in Frankfurt öffentlich einen Strumpfbandhalter auf ihren Oberschenkel tätowieren. Beauty-Filter, Körpernormen und sexuelle Tabus in den sozialen Medien lassen die Arbeiten Valie Exports aktueller denn je erscheinen. Wie könnte die „Irritation des Blicks“ heute aussehen?
Valie Export. Irritation des Blicks
04.12.20–02.05.21
Museum Ostwall im Dortmunder U
Leonie-Reygers-Terrasse 2
44137 Dortmund
Tel. 0231-5024723
Di–So 11–18, Do–Fr 11–20 Uhr
www.dortmunder-u.de