Breaking out of Tradition: Japans Lackkunst 1890–1950
Museum für Lackkunst
Akatsuka Jitoku (1871–1936). Kaiserliche Präsentdose mit Enzian-Dekor. Privatsammlung Jan Dees & René van der Star
Kōmo Tōzan (1882–1955). Schreibkasten mit Auberginen-Dekor. Privatsammlung Jan Dees & René van der Star
Ausgabe 4/2021 – Autorin: Anna Thiemann
Politische und kulturelle Umbrüche im Japan des ausgehenden 19. Jahrhunderts forderten die Lackkunst heraus, jahrhundertealte Traditionen kritisch zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten. An die Stelle von Lackmeisterfamilien, Werkstätten und fürstlichen Mäzenen traten Kunstakademien, Museen und Vereine, die sich fortan um die Förderung der Lackkunst bemühten und so ihre Wandlung von einem Kunsthandwerk zu einer eigenständigen Kunstform ermöglichten. Auch der kulturelle Austausch mit Europa und den USA begünstigte den Neuanfang. So wurde der japanischen Lackkunst auf den Weltausstellungen in Wien (1873) und Paris (1900) viel Beachtung geschenkt, woraufhin auch das Interesse internationaler Sammler sprunghaft anstieg.
Während herausragende Künstler wie Akatsuka Jitoku zu Ruhm gelangten, entwickelte sich eine Massenproduktion für den expandierenden Markt im In- und Ausland. In diese Zeit fiel auch die Einrichtung von Forschungsstätten, die neue Techniken, Materialien und Pigmente entwickelten. So gelang es etwa, die Farbpalette der Lackkünstler, die bisher auf Schwarz, Braun, Rot, Gelb und Grün begrenzt gewesen war, um die Nuancen Weiß, Blau, Violett und Orange zu erweitern. Die Entstehung neuer Stile und Motive wurde unterdessen durch die Wiederentdeckung der japanischen Volkskunst in den zwanziger Jahren und die experimentelle Rückbesinnung auf japanische Formen und Dekore nach 1945 gefördert. Diese Renaissance ebnete schließlich den Weg für eine gänzlich neue japanische Lackkunst, die die Spannung zwischen Tradition und Moderne produktiv zu nutzen wusste. In Kooperation mit dem Rijksmuseum Amsterdam sowie in engem Austausch mit dem Kunsthistoriker Dr. Jan Dees hat das Museum für Lackkunst eine Sonderausstellung konzipiert, die diese hochkomplexen und bahnbrechenden Entwicklungen anhand von nahezu 60 Exponaten aus den USA, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland nachzeichnet, darunter auch Werke, die erstmals in Europa zu sehen sein werden.
Breaking out of Tradition
Japans Lackkunst (1890–1950)
23.09.21–12.12.21
Museum für Lackkunst
Windthorststr. 26
48143 Münster
Tel. 0251-4185122
Di 12–20, Mi–So 12–18 Uhr
www.museum-fuer-lackkunst.de