Zur Finissage der Ausstellung „Leibeigene“ von Mikołaj Sobczak zeigen die Künstler Nicholas Grafia und Mikołaj Sobczak am 22. Januar um 16 Uhr in der Kunsthalle Münster ihre gemeinsame Performance „Peasants“. In dieser bereits 2021 entstandenen Arbeit greifen die Künstler globale Geschichtsnarrative über Ausbeutung, Imperialismus und Unterdrückung auf und betrachten diese aus dem Blickwinkel der Betroffenen. Der Titel der Arbeit verweist dabei auf Bauern und Bäuerinnen – eine Gesellschaftsgruppe, die seit jeher sinnbildlich für Ausbeutung auf der einen und für revolutionäre Kräfte auf der anderen Seite steht. Um die miteinander verwobenen geschichtlichen und gesellschaftlichen Ereignisse zu erzählen, bedienen sich die beiden Künstler der Gattung des epischen Theaters.
Ihren Ausgangspunkt nimmt die vierzigminütige Performance zu Beginn des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der Haitianischen Revolution. Mit Hilfe traditioneller haitianischer und slawischer Mythologien und Sagen verweben Grafia und Sobczak aktuelle gesellschaftspolitische Diskurse mit Erzählungen aus dem Volksglauben. Thematisiert werden so etwa das Ungleichgewicht des globalen Lebens sowie die Auswirkungen ausbeuterischer Ideologien der Vergangenheit und Gegenwart. Dabei spielen die Künstler bewusst mit der Verständlichkeit ihrer Erzählungen, indem sie nicht nur verschiedene Sprachen sprechen, sondern sich gleichermaßen wie mythische Wesen durch Zeit und Raum bewegen. Thematisch führt sie ihre Performance vom antiken Rom bis zur aktuellen Grenzpolitik der EU. Um die Geschichten und Traumata marginalisierter Gruppen erzählerisch in den Fokus zu rücken, werden ebenso Musik, Choreografie und Kostüme eingesetzt.
Mikołaj Sobczak (geb. 1989 in Poznań, Polen) arbeitet als Künstler mit Video, Malerei und Keramik, oft auch mit performativen Aktionen. Er kooperiert regelmäßig mit Nicholas Grafia. Sobczaks Arbeiten befassen sich mit historischer Politik und insbesondere mit der Perspektive und dem Leben von marginalisierten Subjekten. Nach seinem Studium an der Akademie der Bildende Künste Warschau und einem Stipendium an der Universität der Künste Berlin, absolvierte er 2019 sein Studium als Meisterschüler von Aernout Mik an der Kunstakademie Münster. Seit 2021 ist er Artist-in-Residence an der Rijksakadmie van beeldende kunsten in Amsterdam.
Nicholas Grafia (geb. 1990 in Angeles City, Philippinen) arbeitet als Künstler mit Malerei, Video und Performance. Seine Arbeiten verhandeln Prozesse der Erinnerungsbildung sowie die Ein- und Ausgrenzung von Subjekten in der Geschichtsschreibung. Grafia absolvierte 2019 sein Studium der bildenden Kunst als Meisterschüler von Dominique Gonzalez-Foerster an der Kunstakademie Düsseldorf. Zuvor studierte er an der Kunstakademie Münster, der School of Arts and Cultures in Newcastle sowie British, American and Postcolonial Studies an der WWU Münster.