Suchan Kinoshita – Architektonische Psychodramen
Westfälischer Kunstverein
Suchan Kinoshita. Architektonische Psychodramen. Ausstellungsansichten Westfälischer Kunstverein. 2022. Fotos: Thorsten Arendt
Ausgabe 1/2023 – Autorin: Birgit Schlepütz
Vordergründig zu sehen sind: ins Leere laufende Streben und Metall-gestelle, die ihre Form nicht vollenden. Sie erinnern an Showroom-Inventare, Vogelvolieren oder auch an Mobiliar auf Theaterbühnen. Die Architektur, die Suchan Kinoshita aktuell im Westfälischen Kunstverein als eine Art raumgreifende Zeichnung installiert hat, wird zudem von allerlei Objekten behaust. Einem Poster etwa, das David Bowie als „Ziggy Stardust“ bei einem Auftritt in Tokio 1973 zeigt. Es ist eines jener „architektonischen Psychodramen“, durch das die Künstlerin Erfahrungen und Erinnerungen eine Materialität verleiht – denn ein solches Poster hing auch in Suchan Kinoshitas Jugendzimmer. 1960 als Tochter einer deutschen Mutter und eines japanischen Vaters in Tokio geboren, lebt Suchan Kinoshita heute in Brüssel und Münster und ist Professorin für Malerei an der Kunstakademie Münster.
Architektur begreift die Künstlerin als Umgebungsraum, der uns beeinflusst, weil und indem wir ihn gestalten. Zugleich als eine Art emotionales Archiv, das Erinnerungen und Emotionen speichert und bewahrt. Die einzelnen Ausstellungsobjekte lädt Suchan Kinoshita dazu mit individuellen Bedeutungen auf, zieht und erzeugt aber auch Verbindungen über die versammelten Objekte hinweg. Mal durch von ihr selbst getextete, komponierte und produzierte Songs, die mit Hilfe von Mobiltelefonen und Bluetooth-Lautsprechern ihre physische Präsenz im Raum entfalten. Mal über Texte, die von Geräuschen aus selbst hergestellten Lockpfeifen begleitet werden oder im Kabinett auf einer Schallplatte von den Betrachterinnen und Betrachtern selbst auslösbar sind. Schließlich auch über eine Art Lumpen-Kollektion aus Altkleiderfetzen, wie sie in belgischen Baumärkten zu kaufen sind. Suchan Kinoshita hat sie wieder zusammengenäht, in Zement getaucht und bemalt. Über den Ausstellungsraum verteilt, spinnt sie mit ihnen einen weiteren Faden von der Mode über den Raum zum Körper zur Identität.
Suchan Kinoshita. Architektonische Psychodramen
15.10.22–12.02.23
Westfälischer Kunstverein
Rothenburg 30
48143 Münster
Tel. 0251-46157
Mi–So 11–19 Uhr
www.westfaelischer-kunstverein.de