Brücke zur geistigen Welt: Meisterwerke des Expressionismus
Kunstmuseum Pablo Picasso Münster
AUSGABE 2/2024 – Autorin: Dr. Annette Georgi
Das Picassomuseum ist bekannt für die Präsentation unentdeckter Werke aus privaten Sammlungen, und auch die aktuelle Ausstellung „Brücke zur geistigen Welt“ zeigt wieder einige Arbeiten, die der Öffentlichkeit bislang noch nicht zugänglich waren. Namhafte expressionistische Künstler sind mit Werken vertreten, die selbst den passionierten Kunstkenner überraschen und begeistern werden. Es sind über 130 Arbeiten von 17 Künstlern zu sehen, neben Druckgrafik auch Malerei und Skulptur. Die beiden bekannten Künstlergruppen „Die Brücke“ und der „Blaue Reiter“ werden mit ihren gemeinsamen Ansätzen ebenso vorgestellt, wie auch individualistische Einzelgänger mit persönlichen Tendenzen und Besonderheiten Berücksichtigung finden. Kerngedanken der Expressionisten sind in Themenräumen zusammengefasst.
In Ablehnung eines akademischen Kunstverständnisses zeichnet sich der Expressionismus durch deutlich vereinfachte und verzerrte Formen wie auch durch eine unharmonische Farbigkeit aus. Der Holzschnitt war hierbei die bevorzugte Technik, um die neuen Ideen grafisch umzusetzen. Die Brücke-Künstler, die durchaus einen jugendlichen Sinn für Rebellion an den Tag legten und in ihrem Leben und Schaffen eine naive Verbundenheit mit der Natur anstrebten, widmeten sich mit Vorliebe dem Thema Nacktheit und Tanz. In der natürlichen Bewegung sahen sie einen körperlichen Ausdruck der inneren Gefühlslage. Aber auch das Porträt ist in der Ausstellung stark vertreten. Hierbei beeindrucken besonders die Werke Ernst Ludwig Kirchners, der im groben Holz feinfühlige Bildnisse anfertigte und hinter der Physiognomie des Dargestellten seine emotionale Verfasstheit schonungslos offenbart. Weiterer Schwerpunkt ist spannenderweise der Aspekt der Religion. Angesichts der Schrecken des Krieges bot sie spirituellen Halt und war daher durchaus auch mit dem antibürgerlichen Gedankengut der Künstler zu vereinbaren. Die gezeigten Zyklen von Schmidt-Rottluff und Pechstein gehen unter die Haut und sind angesichts der weltpolitischen Lage leider wieder brandaktuell.
Brücke zur geistigen Welt. Meisterwerke des Expressionismus
03.02.–12.05.24
Kunstmuseum Pablo Picasso Münster
Picassoplatz 1
48143 Münster
Di–So 10–18 Uhr
www.kunstmuseum-picasso-muenster.de
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Der aus Südtirol stammende Bildhauer Martin Kargruber arbeitet auf unverkennbar eigene Weise mit Holz. Aus kompakten Holzstücken formt er skulpturale Objekte, die auf den ersten Blick wirken, als seien sie aus vielen kleinen Einzelteilen zusammengefügt. Doch was wie eine additive Konstruktion erscheint, ist in Wahrheit das Ergebnis virtuoser Materialbearbeitung: filigran herausgearbeitet, oft miniaturhaft, immer aus einem Guss.
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Ein filigranes Netz aus Linien durchzieht das Treppenhaus am Hafenweg 22. Über vier Etagen spannt sich die Skulptur „Exoskelett“ von Pascale Feitner – eine raumgreifende Arbeit, die sich eng mit der Architektur verbindet. Aus der Distanz wirkt sie wie ein zeichnerisches Geflecht; erst beim Näherkommen offenbart sich ihre plastische Dimension. Inspiration fand die Künstlerin bei der Weidenjungfer, einer Libellenart, die im Münsterland beheimatet ist, aus dem Hafengebiet jedoch weitgehend verdrängt wurde.
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