Mooni Perry – Missings
Westfälischer Kunstverein
Mooni Perry. Missings. Installationsansichten Westfälischer Kunstverein 2024. Fotos: Thorsten Arendt
AUSGABE 1/2025 – Autorin: Kristina Schade
Die in Berlin und Seoul lebende koreanische Künstlerin Mooni Perry (*1990) widmet sich in ihrer Ausstellung „Missings“ einem Gefühl unserer Zeit: Was bedeutet es, sich verloren zu fühlen? Welche kulturellen Praktiken geben uns Orientierung und schaffen Verbindungen? Und was bedeutet ihr Verlust? Die Ausstellung ist zugleich ein kreativer Austausch mit dem von Perry mitbegründeten Asian Feminist Studio for Art and Research (AFSAR), einem internationalen Netzwerk aus rund 200 Künstlerinnen, das in Online-Treffen gemeinsame Projekte entwickelt. Im Dialog mit AFSAR zeigt Perry, wie der Verlust kultureller Identität auch Raum für Neuanfänge eröffnen kann – inspiriert von der daoistischen Philosophie, die Kultur als stetigen Prozess der Transformation und Aneignung versteht.
Die Ausstellung verbindet persönliche Erfahrungen einer mehrmonatigen Reise durch Taiwan, China und Deutschland mit Recherchen zu ostasiatischen Kosmologien, wobei bereits im Foyer ein Bezug zu AFSAR hergestellt wird: Eine Wandarbeit zeigt überlebensgroß gezeichnete Figuren, die AFSAR-Mitglieder repräsentieren. Davor stehen zwei prächtig verzierte Papierhäuser, wie sie bei Reife-Ritualen im Kailong-Tempel in Tainan/Taiwan verwendet werden. Eine Erzählung darüber findet sich in einer Sequenz des Films „Missings“ wieder, der im Hauptraum gezeigt wird und das Herzstück der Ausstellung bildet. In fragmentarischen Bildern und fiktiven Erzählsträngen beleuchtet Perry in diesem Werk zwischenmenschliche Beziehungen unserer komplexen, heute jedoch oft eindimensional betrachteten Welt. Der Film macht mit zerrissenen Sequenzen, wechselnden Perspektiven und disparat angeordneten Bildern das Unfassbare dieser Suche spürbar. Dennoch bietet er am Ende eine Art Auflösung: In einer Berliner Wohnung diskutieren AFSAR-Mitglieder das Konzept von „Missings“ und geben als Antwort: „creating by losing“ – das Finden im Verlust. Eine Aussage, die sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht und dazu einlädt, sich auf die Suche nach neuen Perspektiven und Bedeutungen einzulassen.
Mooni Perry – Missings
12.10.24–02.02.25
Westfälischer Kunstverein
Rothenburg 30
48143 Münster
Mi–So 11–19 Uhr
www.westfaelischer-kunstverein.de
Aktuelle Beiträge aus Münster
- Kunstmuseum Pablo Picasso: Barbara Hepworth25.09.25 - 9:50
Barbara Hepworth (1903-1975) war eine der einflussreichsten britischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und mit zahlreichen großen Namen ihrer Zeit, unter anderem Pablo Picasso, bekannt. Darum passt die Ausstellung von The Hepworth Wakefield, die zuvor bereits in Frankreich zu sehen war, wunderbar ins hiesige Picasso-Museum. Gezeigt werden dort in diesem Winter rund neunzig Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken aus sechs Jahrzehnten Schaffenszeit: von Hepworths künstlerischen Anfängen mit Holz über abstrakte Skulpturen bis hin zu Auftragsarbeiten späterer Perioden.
- Kunsthalle Münster: 41. Förderpreisausstellung25.09.25 - 9:14
Die Kunsthalle Münster ist Gastgeberin der 41. Förderpreisausstellung der Freunde der Kunstakademie Münster. Gezeigt werden 13 künstlerische Positionen aus unterschiedlichen Klassen: Mannan Atasoy, Lennart Haffner, Jenni Hoppel, Zahraa Khanafer, Lea Klein, Laris Maas, Suyeon Prana Kim, Joel Radermacher, Malte Reuter, Hyesung Ryu, Martin Schlathölter, Martin Steinfeld und Max van Dorsten.
- Westfälischer Kunstverein: Rosa Aiello25.09.25 - 9:05
Was ist das verbindende Element einer Gemeinschaft? Woraus besteht diese Verbindung? Aus gemeinsam verbrachter Zeit? Räumlicher Nähe? Mit diesen Fragen eröffnet die kanadisch-italienische Künstlerin Rosa Aiello den konzeptuellen Rahmen ihrer Ausstellung „A Good Reputation“ im Westfälischen Kunstverein. Ausgehend von ihrem tiefgreifenden Interesse an Strukturen, arbeitet sie mit sozialen Formationen, um neue filmische Arbeiten und ortsspezifische architektonische Interventionen zu entwickeln.
- Kunsthalle Münster: Jelena Bulajić25.09.25 - 8:56
Die Kunsthalle Münster zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung der serbischen Künstlerin Jelena Bulajić in Deutschland. In ihrem Werk lotet sie die Möglichkeiten der Malerei in all ihren Facetten aus. Nicht das Motiv steht dabei im Zentrum, sondern die Beschaffenheit des Bildes selbst – seine Oberfläche, seine Materialität, seine Wirkung. Risse, Schichtungen, feine Linien werden zu Trägern von Bedeutung und zum eigentlichen Thema.
- Kunsthalle Schnake: Günther Zins25.09.25 - 8:43
Günther Zins schafft Skulpturen aus schlanken Edelstahlstäben, die er mit höchster Präzision zu Winkeln, Rechtecken, Kuben oder Kreisen verschweißt. Seine Arbeiten wirken wie dreidimensionale Zeichnungen, die mit größter Präzision aus Linien gebaut sind. Auf dem Boden stehend, an der Wand verankert oder frei im Raum hängend vermitteln sie Ruhe und Klarheit, gleichzeitig aber auch Leichtigkeit und Durchlässigkeit. Zins versteht seine Arbeiten stets in Bezug zum Ort: Architektur, Maßstab und räumliche Gegebenheiten sind integrale Bestandteile seiner Konzepte.
- Galerie Clasing: Martin Kargruber24.09.25 - 14:37
Der aus Südtirol stammende Bildhauer Martin Kargruber arbeitet auf unverkennbar eigene Weise mit Holz. Aus kompakten Holzstücken formt er skulpturale Objekte, die auf den ersten Blick wirken, als seien sie aus vielen kleinen Einzelteilen zusammengefügt. Doch was wie eine additive Konstruktion erscheint, ist in Wahrheit das Ergebnis virtuoser Materialbearbeitung: filigran herausgearbeitet, oft miniaturhaft, immer aus einem Guss.
- Projekt Hafenweg 22: Pascale Feitner24.09.25 - 14:15
Ein filigranes Netz aus Linien durchzieht das Treppenhaus am Hafenweg 22. Über vier Etagen spannt sich die Skulptur „Exoskelett“ von Pascale Feitner – eine raumgreifende Arbeit, die sich eng mit der Architektur verbindet. Aus der Distanz wirkt sie wie ein zeichnerisches Geflecht; erst beim Näherkommen offenbart sich ihre plastische Dimension. Inspiration fand die Künstlerin bei der Weidenjungfer, einer Libellenart, die im Münsterland beheimatet ist, aus dem Hafengebiet jedoch weitgehend verdrängt wurde.
- Kap.8: Ayse Öykü Özgün24.09.25 - 13:56
In der Ausstellungsreihe „Potenziale“ widmet sich das Kap.8 der Malerei von Ayse Öykü Özgün. Die aus Istanbul stammende und in Münster lebende Künstlerin stellt den Menschen in den Mittelpunkt – in all seinen Widersprüchen, Gewohnheiten und Sehnsüchten. Geprägt von den Kulturen, in denen sie verwurzelt ist, spürt sie in ihren Werken sowohl Unterschieden als auch verbindenden Erfahrungen nach.
- Kunsthaus Kannen: Jahresausstellung 202524.09.25 - 9:16
Bis Ende Januar lädt das Kunsthaus Kannen zu seiner 27. Jahres- und Verkaufsausstellung ein. Zu sehen sind über 300 Werke aus dem Bereich der Outsider Art, darunter zahlreiche Arbeiten aus den hauseigenen Ateliers sowie von Gastkünstler:innen aus ganz Deutschland. Die Ausstellung bietet Raum für neue, wenig bekannte Positionen jenseits akademischer Konventionen.
- Kunstmuseum Pablo Picasso: Face to Face26.06.25 - 13:07
Diese Fragen haben sich vermutlich alle, die eine Kunstausstellung besuchen, mindestens schon einmal gestellt: Was sind das eigentlich für Menschen, die solche zeitlosen Kunstwerke erschaffen? Was treibt sie an? Wie arbeiten und wie leben sie? Die neue Ausstellung im Picassomuseum greift diese Fragen auf und beantwortet sie anhand von Porträtfotografien der fünf Künstler, deren Werke es beherbergt: Neben dem Namensgeber stehen auch Georges Braque, Joan Miró, Marc Chagall und Henri Matisse im Fokus von „Face to Face – Picasso und die Pariser Moderne im Spiegel der Fotografie“. Die ausgewählten Fotos stammen von einigen der renommiertesten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Bisweilen erlauben sie scheinbar intime Einblicke, andere ähneln mehr inszenierten Porträts.
- LWL-Museum für Kunst und Kultur: Kirchner Picasso26.06.25 - 12:39
Vom rauschenden Leben der Großstadt über die Stille der Berge bis hin zur Intimität des Ateliers: Ernst Ludwig Kirchner und Pablo Picasso waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Zeitzeugen einer Epoche im Umbruch. Beide suchten nach neuen Ausdrucksformen und wagten radikale Perspektivwechsel – jeder auf seine Weise. Die Ausstellung „Kirchner. Picasso“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur spürt erstmals den überraschenden Parallelen und Gegensätzen im Werk der beiden Künstler nach. Obwohl sie sich nie persönlich begegneten, näherten sie sich in ihren Bildwelten und Stilen an.
- LWL-Museum für Kunst und Kultur: Performance People03.01.25 - 12:20
Die Ausstellung „Performance People“ im Lichthof des LWL-Museums zeigt mit einer Auswahl an Objekten, Videos, Fotografien und Archivalien, wie Skulptur erweitert, verlebendigt und performt wird. Ausgangspunkt der Schau ist ein Dialog zwischen zwei Werken: Erstmals ist Dan Grahams „Oktogon für Münster“ (1987) nicht im Außenraum, sondern im Lichthof des Museums zu sehen.









