»Nudes« – Kunst aus der Tate
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Théodore Roussel. Lesendes Mädchen (The Reading Girl). 1886/87. Tate. Presented by Mrs Walter Herriot and Miss R. Herriotin memory of the artist 1927. Foto: Tate
Barkley L. Hendricks. Family Jules: NNN. (No Naked Niggahs). 1974. Tate. Lent by the American Fund for the Tate Gallery. Courtesy of the North American Acquisitions Committee. 2015 © Courtesy of the Estate of Barkley L. Hendricks and Jack Shainman Gallery, New York. Foto: Tate
Zanele Muholi. Thembeka I, New York, Upstate. 2015. Tate: Purchased with funds provided by the Africa Acquisitions Committee 2017. © Zanele Muholi, The Stephenson Gallery, Amsterdam
AUSGABE 1/2024 – Autorin: Birgit Schlepütz
Historisch, intim, modern. Realistisch, politisch, verletzlich. Die Akt-darstellung in der Kunstgeschichte ließe sich mühelos um weitere Zuschreibungen ergänzen. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur beleuchtet in der Schau „Nudes“ mit Arbeiten aus Bestand der Tate Modern London nun den künstlerischen Akt in seiner Bedeutung als Projektionsfläche seiner jeweiligen Zeit. In sechs Räumen lotet es die Grenzen zwischen seiner ästhetisch inspirierenden Kraft und seiner gesellschaftlich polarisierenden Bedeutung aus. Von August Rodins intimer Skulptur „Der Kuss“ bis zu John Coplins Dokumentation des körperlichen Verfalls. Von Henri Matisses abstraktem „Akt in Rückenansicht“ bis zu Jackson Pollocks expressivem „Nackter Mann mit Messer“.
Bis zum Ende des 19. Jh. sind Darstellungen von Nacktheit weitgehend an historische Kontexte gebunden. Mit der beginnenden Moderne brechen Künstlerinnen und Künstler mit dieser Tradition. Sie werden freier, spielen mit der Abstraktion oder zeigen Nacktheit in ihrem privaten Umfeld. Der realistische Akt eröffnet ab den 1920er-Jahren weitere Perspektiven, indem er sich dem authentischen, ungeschönten Abbild menschlicher Nacktheit zuwendet. Sei es, um soziale Milieus oder Stimmungen zu vergegenwärtigen, sei es, um dem neu aufkommenden Selbstverständnis von People of Colour eine Bühne zu bereiten. Mit der Emanzipation und dem aufkommenden Feminismus wird die Darstellung von Nacktheit ab den 1970er-Jahren endgültig politisch. Dazu zeigt die Ausstellung, wie sie etwa seither sexuelle und rassistische Stereotypen hinterfragt. „Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen?“ fragte zum Beispiel die Künstlerinnengruppe „Guerilla Girls“ 1989 in einer Plakataktion, um auf die Rolle der Frauen im Kunstbetrieb aufmerksam zu machen. Und schließlich nimmt die Ausstellung auch die Verletzlichkeit des Körpers in den Blick. Dazu schließt sie mit großformatigen Fotografien, die von traumatischen Ereignissen erzählen, die Frauen nach dem existenziellen Akt der Geburt zeigen, oder die den körperlichen Verfall dokumentieren.
Nudes. Eine Kooperation mit der Tate, London.
10.11.23–14.04.24
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Domplatz 10
48143 Münster
Di–So 10–18 Uhr
www.lwl-museum-kunst-kultur.de
Aktuelle Beiträge aus Münster
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Barbara Hepworth (1903-1975) war eine der einflussreichsten britischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und mit zahlreichen großen Namen ihrer Zeit, unter anderem Pablo Picasso, bekannt. Darum passt die Ausstellung von The Hepworth Wakefield, die zuvor bereits in Frankreich zu sehen war, wunderbar ins hiesige Picasso-Museum. Gezeigt werden dort in diesem Winter rund neunzig Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken aus sechs Jahrzehnten Schaffenszeit: von Hepworths künstlerischen Anfängen mit Holz über abstrakte Skulpturen bis hin zu Auftragsarbeiten späterer Perioden.
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Die Kunsthalle Münster ist Gastgeberin der 41. Förderpreisausstellung der Freunde der Kunstakademie Münster. Gezeigt werden 13 künstlerische Positionen aus unterschiedlichen Klassen: Mannan Atasoy, Lennart Haffner, Jenni Hoppel, Zahraa Khanafer, Lea Klein, Laris Maas, Suyeon Prana Kim, Joel Radermacher, Malte Reuter, Hyesung Ryu, Martin Schlathölter, Martin Steinfeld und Max van Dorsten.
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Was ist das verbindende Element einer Gemeinschaft? Woraus besteht diese Verbindung? Aus gemeinsam verbrachter Zeit? Räumlicher Nähe? Mit diesen Fragen eröffnet die kanadisch-italienische Künstlerin Rosa Aiello den konzeptuellen Rahmen ihrer Ausstellung „A Good Reputation“ im Westfälischen Kunstverein. Ausgehend von ihrem tiefgreifenden Interesse an Strukturen, arbeitet sie mit sozialen Formationen, um neue filmische Arbeiten und ortsspezifische architektonische Interventionen zu entwickeln.
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Die Kunsthalle Münster zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung der serbischen Künstlerin Jelena Bulajić in Deutschland. In ihrem Werk lotet sie die Möglichkeiten der Malerei in all ihren Facetten aus. Nicht das Motiv steht dabei im Zentrum, sondern die Beschaffenheit des Bildes selbst – seine Oberfläche, seine Materialität, seine Wirkung. Risse, Schichtungen, feine Linien werden zu Trägern von Bedeutung und zum eigentlichen Thema.
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Günther Zins schafft Skulpturen aus schlanken Edelstahlstäben, die er mit höchster Präzision zu Winkeln, Rechtecken, Kuben oder Kreisen verschweißt. Seine Arbeiten wirken wie dreidimensionale Zeichnungen, die mit größter Präzision aus Linien gebaut sind. Auf dem Boden stehend, an der Wand verankert oder frei im Raum hängend vermitteln sie Ruhe und Klarheit, gleichzeitig aber auch Leichtigkeit und Durchlässigkeit. Zins versteht seine Arbeiten stets in Bezug zum Ort: Architektur, Maßstab und räumliche Gegebenheiten sind integrale Bestandteile seiner Konzepte.
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Der aus Südtirol stammende Bildhauer Martin Kargruber arbeitet auf unverkennbar eigene Weise mit Holz. Aus kompakten Holzstücken formt er skulpturale Objekte, die auf den ersten Blick wirken, als seien sie aus vielen kleinen Einzelteilen zusammengefügt. Doch was wie eine additive Konstruktion erscheint, ist in Wahrheit das Ergebnis virtuoser Materialbearbeitung: filigran herausgearbeitet, oft miniaturhaft, immer aus einem Guss.
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Ein filigranes Netz aus Linien durchzieht das Treppenhaus am Hafenweg 22. Über vier Etagen spannt sich die Skulptur „Exoskelett“ von Pascale Feitner – eine raumgreifende Arbeit, die sich eng mit der Architektur verbindet. Aus der Distanz wirkt sie wie ein zeichnerisches Geflecht; erst beim Näherkommen offenbart sich ihre plastische Dimension. Inspiration fand die Künstlerin bei der Weidenjungfer, einer Libellenart, die im Münsterland beheimatet ist, aus dem Hafengebiet jedoch weitgehend verdrängt wurde.
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In der Ausstellungsreihe „Potenziale“ widmet sich das Kap.8 der Malerei von Ayse Öykü Özgün. Die aus Istanbul stammende und in Münster lebende Künstlerin stellt den Menschen in den Mittelpunkt – in all seinen Widersprüchen, Gewohnheiten und Sehnsüchten. Geprägt von den Kulturen, in denen sie verwurzelt ist, spürt sie in ihren Werken sowohl Unterschieden als auch verbindenden Erfahrungen nach.
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Bis Ende Januar lädt das Kunsthaus Kannen zu seiner 27. Jahres- und Verkaufsausstellung ein. Zu sehen sind über 300 Werke aus dem Bereich der Outsider Art, darunter zahlreiche Arbeiten aus den hauseigenen Ateliers sowie von Gastkünstler:innen aus ganz Deutschland. Die Ausstellung bietet Raum für neue, wenig bekannte Positionen jenseits akademischer Konventionen.
- Kunstmuseum Pablo Picasso: Face to Face26.06.25 - 13:07
Diese Fragen haben sich vermutlich alle, die eine Kunstausstellung besuchen, mindestens schon einmal gestellt: Was sind das eigentlich für Menschen, die solche zeitlosen Kunstwerke erschaffen? Was treibt sie an? Wie arbeiten und wie leben sie? Die neue Ausstellung im Picassomuseum greift diese Fragen auf und beantwortet sie anhand von Porträtfotografien der fünf Künstler, deren Werke es beherbergt: Neben dem Namensgeber stehen auch Georges Braque, Joan Miró, Marc Chagall und Henri Matisse im Fokus von „Face to Face – Picasso und die Pariser Moderne im Spiegel der Fotografie“. Die ausgewählten Fotos stammen von einigen der renommiertesten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Bisweilen erlauben sie scheinbar intime Einblicke, andere ähneln mehr inszenierten Porträts.
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Vom rauschenden Leben der Großstadt über die Stille der Berge bis hin zur Intimität des Ateliers: Ernst Ludwig Kirchner und Pablo Picasso waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Zeitzeugen einer Epoche im Umbruch. Beide suchten nach neuen Ausdrucksformen und wagten radikale Perspektivwechsel – jeder auf seine Weise. Die Ausstellung „Kirchner. Picasso“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur spürt erstmals den überraschenden Parallelen und Gegensätzen im Werk der beiden Künstler nach. Obwohl sie sich nie persönlich begegneten, näherten sie sich in ihren Bildwelten und Stilen an.
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Die Ausstellung „Performance People“ im Lichthof des LWL-Museums zeigt mit einer Auswahl an Objekten, Videos, Fotografien und Archivalien, wie Skulptur erweitert, verlebendigt und performt wird. Ausgangspunkt der Schau ist ein Dialog zwischen zwei Werken: Erstmals ist Dan Grahams „Oktogon für Münster“ (1987) nicht im Außenraum, sondern im Lichthof des Museums zu sehen.








