Die Ausstellung UNHEIMLICH SCHÖN im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund wirft einen Blick auf Sascha Schneiders Inszenierung von Männer- und Frauenkörpern, die von den Geschlechterstereotypen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts geprägt ist. Daneben werden zeitgenössische und aktuelle künstlerische Positionen präsentiert, die Schneiders ‚Geschlechterbilder‘ reflektieren und Gegenpositionen aufzeigen. Es wird deutlich, dass Körperideale und Stereotype dieser Zeit bis heute wirken. Die Ausstellung lädt damit zum Nachdenken und Hinterfragen eigener Sehgewohnheiten ein. In den seltenen Bildern von Frauen stellt Schneider sie meist als verführerisch dar. Sie sind Interpretationen des um 1900 verbreiteten Typus der Femme Fatale. Schneiders Darstellungen von Knaben und androgynen Figuren verdeutlichen die Faszination des Künstlers für fluide Geschlechterzuschreibungen sowie seine Sympathie mit der Lebensreformbewegung um 1900, in der die Jugend eine zentrale Rolle spielte. Hier hat auch das Ideal des nackten, naturverbundenen Körpers seinen Ursprung, der in Schneiders Bildern und Schriften zum schönen, kraftstrotzenden Mann und zum Ideal eines neuen Menschen stilisiert wird. Die Dominanz des männlichen Aktes in seinem Werk lässt sich nicht nur auf zeittypische Tendenzen der männlichen Selbstbehauptung zurückführen, sondern auch auf Schneiders Homosexualität. Einen spannungsreichen Kontrast zum Werk Sascha Schneiders bilden die fotografischen Arbeiten „Men are made to reproduce“ (2022) von Milena Schilling und Fiona Mentzel. Die Fotografinnen hinterfragen darin aktuelle Sehgewohnheiten und Geschlechterrollen.