Konzert, Performance, Ausstellung – mit dem Projekt „ton not. not ton“ widmet sich die Kunsthalle Münster zum zweiten Mal nach 2021 dem Klang und lässt ihn in akustischen Interventionen, Raumobjekten und der eigenen Imagination in Erscheinung treten. Die aktuelle Ausstellung vom 6. Mai bis 4. Juni widmet sich dabei den Texturen, Frequenzen, Strukturen, Farben, Mustern und Bewegungen von Klängen. Zugleich wird die Partitur bzw. Choreografie als formgebendes und visuelles Instrument in den Blick genommen. ton not. not ton beschäftigt sich mit der Art und Weise, wie Klang Bewegung, Räume, Dynamik und vor allem Zeit artikuliert.
Die erste Ausgabe von „ton not. not ton“ fand im Herbst 2021 mit Beiträgen von Florian Bräunlich, Gerrit Frohne-Brinkmann, Sven-Åke Johansson, Museum of No Art, Tomoko Sauvage, Saskia Senge, Gesa Troch und Hannah Weinberger statt. Mit Lisa Alvarado, Samuel Beckett, Gavsborg, Channa Horwitz, Anja Kreysing und Musica Mosaica bringt auch die zweite Ausgabe Beiträge bildender Künstlerinnen und Musiker zusammen, versammelt Personen, die sich an den Grenzen der jeweiligen Bereiche bewegen.
Channa Horwitz (1932–2013) war eine amerikanische Konzeptkünstlerin, die mit Zahlen, Rhythmen und Bewegungen arbeitete und nach Möglichkeiten suchte, diese Strukturen zu visualisieren. Ihre Zeichnungen sind oft Diagramme, die Zeit und Bewegung festhalten und sich wie eine Partitur lesen lassen. Drei ihrer sogenannten Sonakinatographien (eine Zusammensetzung der griechischen Wörter für „Klang“, „Bewegung“ und „Notation“) sind in der Ausstellung zu sehen. Diese Zeichnungen auf Millimeterpapier verschieben die Genregrenzen zwischen Tanz, Performance und bildender Kunst und können – musikalisch oder choreographisch interpretiert – als Konzert, Performance oder Rauminstallation umgesetzt werden. Während der Eröffnung der Ausstellung am 5. Mai wird die Klangkünstlerin und Akkordeonistin Anja Kreysing eine Partitur von Channa Horwitz auf ihrem Akkordeon spielen.
Anja Kreysing (*1967), ist Klangkünstlerin und Akkordeonistin. Die Meisterschülerin des deutschen Fluxus-Filmers Lutz Mommartz, setzt ihr computerisiertes Akkordeon für Live-Soundtracks für Film, Video, Performance, Theater und ihre eigenen Experimentalfilme ein.
Lisa Alvarado (geb. 1982) ist eine amerikanische bildende Künstlerin und Musikerin mit mexikanischen Wurzeln. Ihre Kunst ist inspiriert von der mexikanisch-amerikanischen Textiltradition und Wandmalerei, der Chicano-Bewegung und ihren Auftritten mit der Band ‚Natural Information Society‘. Alvarados Gemälde fungieren oftmals als mobile Bühnenbilder ihrer Bandauftritte wie auch andersherum ihre Installationen von Auftritten der Band begleitet werden.
Samuel Beckett (1906–1989) realisierte 1980 unter dem Titel „Quadrat“ sein erstes minimalistisches Fernsehstück. Der irische Literatur-Nobelpreisträger arbeitet in dem Kurzfilm mit dem seriellen Spiel eines Bewegungsmusters von vier Akteurinnen und Akteuren, die in Gewänder gekleidet in festen Mustern über eine quadratische Bühne gehen und dabei – von Schlagzeugrhythmen begleitet – die Längs- und Diagonallinien des Quadrats monoton ablaufen.
Musica Mosaica konzentriert sich auf die Komposition nach vordefinierten Prinzipien und Zwängen, die auf einem streng approximativen Verständnis von musikalischen Grundlagen wie Rhythmen, Intervallen und Noten basieren. Nachdem sie jahrelang hauptsächlich improvisierte Musik in verschiedenen Projekten gespielt haben, übertragen die in Brüssel lebenden Xavier García Bardón und Emmanuel Gonay ihren intuitiven Ansatz nun auf den Bereich des Schreibens. Auf der Suche nach Flächigkeit und Perspektive formulieren sie Regeln, erlauben sich aber, diese zu umgehen. Sie sammeln Klänge und Bilder aus verschiedenen Quellen und wenden unterschiedliche Protokolle an, um eine abweichende Perspektive zu schaffen, die von Filmschnitt und Geometrie geprägt ist.
Gavsborg stammt aus East Kingston (Jamaika) und ist eines der Gründungsmitglieder von Equiknoxx Music. Das jamaikanische Ensemble paart klassische Dub- und Soundsystem-Techniken mit gebrochenen Beats und eklektizistischen Samples. Am Eröffnungsabend spielt Gavsborg ein Solo Live Set, das auf seiner experimentellen EP „Jamaican Drum Machine“ basiert.