Posen und Fotos posten – heute ist das selbstverständlich, doch die sorgfältig geplante Selbstinszenierung hat eine lange Tradition. Gestylte Porträtfotos waren schon vor fast 200 Jahren populär. Das zeigt die erste Online-Ausstellung des Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund (MKK). Per Website und auch live im musealen Studienraum wird das fotografische Phänomen der Kabinettkarte zum Thema.
Ein fotografisches Porträt zu erzeugen, ist aus unserer heutigen Bildkultur nicht mehr wegzudenken und so einfach wie noch nie. Ein Druck auf den Auslöser einer Kamera oder das Display eines Smartphones reicht aus, um sich die eigene physische Präsenz in der Welt zu vergegenwärtigen. Doch das war nicht immer so. Um 1840 eröffneten die ersten kommerziellen Fotoateliers in Europa und den USA. Schnell wurden sie zu beliebten gesellschaftlichen Treffpunkten, an denen das zuvor einmalige Erlebnis des Fotografiertwerdens zur alltäglichen Praxis wurde. Seitdem erfuhr die Porträtfotografie in Bezug auf Formen, Qualität und Preis eine rasante Entwicklung und wurde zur Massenware.
Die Online-Ausstellung „Out of the Box“ gibt erstmalig Einblick in das umfangreiche vom MKK Dortmund Mitte der 1980er Jahre erworbene fotografische Konvolut des Fotografen und Sammlers Harald Mante. Im Zuge der Erschließung dieses Bestandes präsentiert das Museum ein fast vergessenes fotografisches Phänomen: die Kabinettkarte – ein normiertes Bildformat, das insbesondere in der Porträtfotografie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überaus beliebt war. Das digitale Ausstellungsformat lädt ein, in den bislang noch nie gezeigten Sammlungsbestand einzutauchen und das facettenreiche Bildmedium, seine Formensprache und seinen Bildgebrauch zu entdecken. Partizipation erwünscht!
Out of the Box. Atelierfotografien Sammlung Harald Mante
ab 09.03.23
Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Hansastr. 3
44137 Dortmund
Di–So 11–18, Mi+Do 11–20 Uhr
www.kabinettkarten-mkk.de