Mit der Ausstellung „Precarious Mountains“ bringt die Kunsthalle Recklinghausen vier internationale Künstlerinnen und Künstler zusammen, die sich auf unterschiedliche Weise mit der arktischen Inselgruppe Svalbard/Spitzbergen beschäftigen. Sie verhandeln sowohl die sich radikal verändernde Landschaft als auch die durch Natur und Technologie geprägte Ästhetik von Maschinen und Menschen. Die Geschichte der Montan-Industrie und nicht zuletzt die sozialen und politischen Realitäten des Konstrukts „Norden“ sind einige von weiteren Themen dieser Ausstellung. Die Steinkohleförderung und ihre wirtschaftliche, soziale und kulturelle Dimension ist dabei nur eine von vielen bemerkenswerten Verbindungen, die sich zwischen den beiden Orten – einer Kunsthalle im Ruhrgebiet und dem Archipel Svalbard gen Nordpol – ergeben.
Bianca Hisse & Shahrzad Malekian bespielen das Erdgeschoss der Kunsthalle. Ihre gemeinsame Installation Pole to Pole (2023) vereint Video- und Sound-Installationen sowie Skulpturen, die im Oktober 2021 in Svalbard entstanden sind. Eingeladen auf das Inselarchipel setzten sich die Künstlerinnen aktiv mit den landschaftlichen und klimatischen Lebensbedingungen auseinander und transferierten ihre Eindrücke in vor Ort entstandenen Performances.
Die Berliner Künstlerin Lena von Goedeke entscheidet sich 2018 an einer Expedition in die Arktis teilzunehmen. Ihre in Recklinghausen ausgestellten Arbeiten manifestieren die Eindrücke ihrer Polarreise mit dem Expeditionsschiff Antigua. Für die Betrachter werden persönliche Empfindungen, Wahrnehmungserfahrungen, Erkenntnisse und Beobachtungen ablesbar und ein Stück weit erfahrbar. Der Ausstellungsraum, der Artefakte der Reise beherbergt, wird zu einem Begegnungsraum und schlägt eine Brücke zu dem Ort, den die Künstlerin stellvertretend für die Betrachter besucht hat. Neben den Digitalfotografien, die sie in situ aufnahm, entstehen objekthafte Kunstwerke erst nach der Expedition. Die Objekte und Bilder berichten von ihren Erfahrungen als Lebewesen in einer Umgebung zu existieren, in der menschliches Leben nur unter extremen Vorkehrungen möglich ist.
Stein Henningsen setzt sich in seinem Werk mit politischen und ökologischen Themen auseinander. Seine neueren Projekte konzentrieren sich auf die schon jetzt erkennbaren Folgen des Klimawandels und den aktuellen Zustand des Planeten. „The Boat“ (2018–2020) bestehend aus Performances, Videos, Fotografien und einer Installation (Ruderboot) dokumentiert die Auseinandersetzung des Künstlers mit und um das aus Norwegen stammende Ruderboot über einen Zeitraum von zwei Jahren. „No Footprints“ (2021) beschreibt den Versuch Henningsens, die Weite des Eises ohne sichtbare Fußspuren zu durchqueren. In „Trapped“ (2011) inszeniert sich der Künstler alleinstehend auf einer Eisscholle.
Precarious Mountains. Zeitgenössische Positionen zu Svalbard /
Stein Henningsen, Bianca Hisse, Shahrzad Malekian, Lena von Goedeke
12.02.– 10.04.23
Kunsthalle Recklinghausen
Große-Perdekamp-Str. 25–27
45657 Recklinghausen
www.kunsthalle-recklinghausen.com