Karel Dierickx – Illusionistische Rätsel
Otto Modersohn Museum Tecklenburg
Der Traum von Hieronymus Bosch, an Goya denkend. 2000. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Tholen. 2007. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021
AUSGABE 4/2021 – Autorin: Birgit Schlepütz
Zerstörte Oberflächen, sich überlagernde Schichten, Spuren seiner Hände: Kunst war für den belgischen Künstler Karel Dierickx (1940–2014) ein schier unendlicher Schaffensprozess. Tastend und immer wieder verwerfend näherte er sich so jenem diffusen Wahrnehmungsraum zwischen Gegenständlichkeit und Abstaktion an. Ausgangspunkt waren dabei realistische Motive, die trotz seiner gestischen, impulsiven Eingriffe als Inspirationsquelle stets sichtbar bleiben. Auf diese Weise schuf Dierickx auratische Werke voller Zwischenräume, die Vergänglichkeit visualisieren und anmuten wie illusionistische Rätsel. So auch die Malereien, Zeichnungen und Bronzen, die aktuell in Tecklenburg zu sehen sind: Das Dingliche bleibt sichtbar und dennoch nicht zu greifen.
Karel Dierickx setzte sich intensiv mit der Kunstgeschichte auseinander und verehrte die flämische Tradition. Breughel, Ensor, Cézanne, oder Giacometti waren für ihn Vorbilder, die er immer wieder erwähnte. Seinen eigenen Werken wohnen intime, sehr persönliche und suggestive Kräfte inne. Indem er mit experimenteller Geste reale Motive in die beinahe Gegenstandslosigkeit führte, entstehen Räume zur freien Assoziation. Auch die Plastiken, die sein Spätwerk bestimmten, verloren erst im Entstehungs- und Bearbeitungsprozess ihren figürlichen Ursprung. Seine Motive fand Dierickx in Naturphänomenen und Landschaften, auf Reisen in Südamerika oder in den Ferien auf der niederländischen Insel Tholen und in der Bretagne. Der belgische Dichter Roland Jooris sagte über ihn: „Karel Dierickx ist der Maler des Lichts, das sich versteckt, der Maler des Weiß, das nur aufleuchtet, um zu verblassen oder zu versinken (…).“ Karel Dierickx gilt als einer der bekanntesten Vertreter belgischer Gegenwartskunst, lehrte an der Akademie der Künste in Gent und vertrat Belgien 1984 auf der Biennale in Venedig. Parallel zu seinen Arbeiten zeigt das Museum eine kleine Kabinett-Schau mit Werken von Otto Modersohn.
Karel Dierickx
Illusionäre Landschaften. 02.10.21–18.04.22
Otto Modersohn Museum
Markt 9
49545 Tecklenburg
Tel. 05482-9262160
Mi+Fr 14–18 Uhr, Sa+So 11–18 Uhr
www.ommt.de