O ihr Menschen – Neusachlicher Blick in Druck, Fotografie und Zeichnung
Museum Haus Opherdicke
József Batót. Badesee mit Figurengruppe. 1921. Sammlung Schumann. Foto: Thomas Kersten
Cynthia Ruf. Fatigue. 2022. index.kollektiv
AUSGABE 4/2025 – Autorin: Nina Lenze
Um die Neue Sachlichkeit, eine Kunstepoche der 1920er- und 1930er-Jahre, geht es in der gleichnamigen Gruppenausstellung im Haus Opherdicke. Die Ausstellung ist nach dem Gedichtfragment „O Ihr Menschen. Ihr Menschen lernet doch von Wiesen Blümelein. Wie ihr könnt Gott gefallen und gleichwohl schöne sein“ von Alfred Bauer Saar benannt, das hier wie ein Aufruf zu Schönheit, Demut und Achtsamkeit, aber auch als Frage nach dem Handeln des Menschen gelesen wird. Zu sehen sind historische Druckgrafiken, Malereien und Fotografien, denen zeitgenössische Fotografien gegenübergestellt werden, die das Spannungsfeld zwischen individueller Erfahrung und gesellschaftlicher Wirklichkeit mit neusachlich-dokumentarischem Blick weiterentwickeln.
Die Neue Sachlichkeit zeichnet sich durch die Rückbesinnung auf die Welt des Sichtbaren und eine nüchtern-sachliche Darstellung der Realität aus. Die Werke der Ausstellung befassen sich mit dem Menschsein an sich und blicken auf soziale Gegensätze, urbane Anonymität und technisierte Lebenswelten, aber auch auf das fragile Sein in der modernen, immer komplexer werdenden Welt. Zu sehen sind historische Arbeiten wie eine Kreidezeichnung von József Bató oder eine Radierung von Reinhard Rudolf Junghanns, die mit zeitgenössischen Fotografien von Karmen Körner, Chayenne Freitag, Cynthia Ruf und anderen in Dialog gesetzt werden. Mit ihrem präzisen Blick auf das Alltägliche werfen die Fotografien Fragen nach der Verantwortung, Wirkung und Ethik des menschlichen Handelns auf. Was bewirkt der Mensch in der Welt, was erschafft er Gutes, Schönes und Sinnvolles, und was zerstört und verletzt er? Es finden vielschichtige Auseinandersetzungen mit der Kunst und dem Menschen als schöpferische Kraft statt. Ein umfassendes Rahmenprogramm sowie Führungen betrachten u.a. die Werke im Kontext der Neuen Sachlichkeit.
O ihr Menschen. Neusachlicher Blick in Fotografie, Druck und Zeichnung
21.09.25–08.02.26
Museum Haus Opherdicke
Dorfstr. 29
59439 Holzwickede
Di–So 10.30–17.30 Uhr
LINK ZUM MUSEUM
Aktuelle Beiträge aus dem Umland
Kunstmuseum Ahlen: Süße Heimat06.10.25 - 11:31Was ist Heimat? Und was bedeutet es, wenn man eine neue finden muss? Anfang der 1960er-Jahre kamen viele Menschen aus der Türkei zum Arbeiten nach Deutschland – auch nach Ahlen zur Zeche „Westfalen“. Sie wurden Gastarbeiter genannt, obwohl sie meist wenig Gastfreundschaft erfuhren. Viele sind geblieben. Heute hat mehr als ein Drittel der Ahlener Bevölkerung eine doppelte oder nicht-deutsche Staatsangehörigkeit. Die Ausstellung „Süße Heimat. Deutsch-türkisches Leben in der Kunst“ nimmt diese Realität zum Ausgangspunkt.
- Quadrat Bottrop: Robert Smithson06.10.25 - 10:52
Das Josef Albers Museum widmet dem US-amerikanischen Künstler Robert Smithson (1938–1973) eine Einzelausstellung. Im Fokus steht sein in Europa entstandenes Werk. „Robert Smithson in Europa“ vereint zentrale Arbeiten aus den Niederlanden, Großbritannien, Italien und Deutschland – mit besonderem Blick auf das Rheinland und das Ruhrgebiet. In Kooperation mit der Holt/Smithson Foundation und internationalen Museen werden Schlüsselwerke wie „Mirror Displacement: Indoors“ und „Chalk-Mirror Displacement“ (1969) gezeigt.
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Ob als Lichtphänomen am nördlichen Nachthimmel oder als spöttische Bezeichnung für Menschen aus dem hohen Norden – der Titel „Nordlichter“ der neuen Ausstellung im Glasmuseum Lette spielt bewusst mit Doppeldeutigkeiten. Gezeigt werden Werke aus dem eigenen Depot: herausragende Arbeiten von Künstler:innen aus Skandinavien, Island und Norddeutschland. Der Norden blickt auf eine lange Glastradition zurück, die internationale Bedeutung erlangt hat.
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Das Hermannsdenkmal feiert 2025 sein 150-jähriges Bestehen. Eine Ausstellung im Lippischen Landesmuseum nimmt das Jubiläum zum Anlass, die Geschichte des Denkmals kritisch zu beleuchten – von der antiken Varusschlacht über das Lebenswerk des Erbauers Ernst von Bandel bis hin zur heutigen touristischen Attraktion. Unter dem Titel „Denk: Mal! – 150 Jahre Hermannsdenkmal“ zeigt die Schau: Das Hermannsdenkmal war nie nur ein steinernes Geschichtsbild. Es war politisches Symbol, Projektionsfläche nationaler Narrative und ist heute ein Beispiel dafür, wie sich historische Deutung im Laufe der Zeit verändert.
- Tisa-Stiftung Dorsten: Malerei 2506.10.25 - 10:03
Was ist Malerei heute? Und wie findet sie neue Impulse für die Zukunft? Seit 2004 veranstalten die Kunstakademie Münster und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Ausstellungsreihe „Malerei“. Die sorgsam kuratierte Schau junger Malerei-Positionen findet jährlich an wechselnden Orten in der Region statt. Für die Kunstakademie Münster sind Projekte wie dieses integraler Bestandteil ihrer praxisnahen künstlerischen Lehre. Studierende sollen frühzeitig Gelegenheit bekommen, ihre Arbeiten zu zeigen und sich mit ihren Werken dem öffentlichen Diskurs zu stellen.
- Gustav-Lübcke-Museum: Schwarz und Weiß01.10.25 - 12:20
Schwarz und Weiß gehören seit Jahrhunderten zu den prägenden Gestaltungselementen der Kunst. Sie bilden die Grundlagen der Druckgrafik, werden aber auch bewusst als gestalterische Mittel für kraftvolle, expressive Kompositionen oder minimalistische Konzepte eingesetzt. Das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm widmet diesem Thema die Ausstellung „Schwarz & Weiß – Kontraste der Sammlung“. Die Schau bietet vielfältige Einblicke in die bedeutende grafische Sammlung des Hauses.
- Museum Haus Opherdicke: O ihr Menschen01.10.25 - 11:25
Um die Neue Sachlichkeit, eine Kunstepoche der 1920er- und 1930er-Jahre, geht es in der gleichnamigen Gruppenausstellung im Haus Opherdicke. Die Ausstellung ist nach dem Gedichtfragment „O Ihr Menschen. Ihr Menschen lernet doch von Wiesen Blümelein. Wie ihr könnt Gott gefallen und gleichwohl schöne sein“ von Alfred Bauer Saar benannt, das hier wie ein Aufruf zu Schönheit, Demut und Achtsamkeit, aber auch als Frage nach dem Handeln des Menschen gelesen wird.
- Museum Burg Vischering: Eduardo Chillida01.10.25 - 10:58
„Mein Leben und mein Werk bestanden immer daraus, das zu tun versuchen, was ich nicht zu tun wusste – und so habe ich meine Zeit fragend, zweifelnd, suchend verbracht.“ Mit diesen Worten beschreibt Eduardo Chillida (1924–2002) seine künstlerische Haltung – und zugleich den Weg, der ihn zu einem der wichtigsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts machte. Bekannt wurde der spanische Künstler durch monumentale Skulpturen aus Eisen. Weniger bekannt, aber ebenso konsequent durchdacht ist sein grafisches Werk.
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Die Sammelausstellung „Magische Frauen“ in der Draiflessen Collection widmet sich künstlerischen Positionen des 20. und 21. Jahrhunderts, die die Dämonisierung weiblicher Magie und Spiritualität ablehnen und diese Mysterien stattdessen als Quelle feministischer Selbstbestimmung, kultureller Erinnerung und kollektiver Verbundenheit sichtbar und erfahrbar machen.
- Städtische Galerie Paderborn: Walther Schwiete30.09.25 - 15:02
Die Städtische Galerie in der Reithalle Paderborn präsentiert die Einzelausstellung „Eigen ± Sinn“ von Walther Schwiete (*1956). Der in Berlin und Paderborn lebende Bildhauer arbeitet mit Materialien, die man aus Industrie und Alltag kennt: Polyethylen, Holz und Styropor. Aus diesen Werkstoffen fertigt er bildhafte Intarsien, versieht Styroporplatten mit Silberlack und bearbeitet sie mit Ätzungen zu komplexen Oberflächenstrukturen. In seiner Werkgruppe der „Brandings“ nutzt Walther Schwiete Feuer, Rauch und eigens entwickelte Brandstempel, um Motive in Sperrholz einzubrennen.
- Kloster Bentlage: Annelise Kretschmer26.09.25 - 11:09
Annelise Kretschmer (1903–1987) zählt zu den bedeutenden deutschen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Als Vertreterin des „Neuen Sehens“ eröffnete sie schon in der Weimarer Republik ein eigenes Atelier und blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg ihrer klaren Bildsprache treu. Ob Porträts, Orte oder Gegenstände: Ihre Aufnahmen loten das Wesen des Dargestellten aus und überraschen durch die Nahsicht alltäglicher Details. Mit besonderer Sensibilität gelingt es Kretschmer in ihrer Porträtfotografie, Emotionen und Charakter des fotografierten Gegenübers einzufangen.
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Der Münsteraner Künstler Oskar Kurt Döbrich (1911–1970), in seinem Freundeskreis kurz OKD genannt, gehört zu jener Generation, deren künstlerische Entwicklung durch den Nationalsozialismus tiefgreifend geprägt wurde. Früh gefördert von seinen Lehrern Leo Burgholz und Josef Wedewer, begann er 1933 ein Kunststudium an der Staatlichen Akademie in Berlin. Dort prägten ihn vor allem die Techniken der Alten Meister und die Zeichner der Romantik – Einflüsse, die sein Werk bis zuletzt durchziehen. In dieser Zeit entstanden Kontakte zu Otto Pankok und Conrad Felixmüller, mit denen ihn ein reger Austausch verband.
- Schloss Cappenberg: Konrad Klapheck26.09.25 - 10:13
Maschinen als Metaphern: Mit seinen „dienenden Maschinen“ – Apparaten ohne erkennbare Funktion – stellte der Düsseldorfer Maler und Grafiker Konrad Klapheck (1935–2023) zentrale Fragen zu Technik, Arbeit und gesellschaftlichen Machtstrukturen. Die Ausstellung „Nicht von Menschenhand“ im Museum Schloss Cappenberg widmet sich diesen Werken, in denen Maschinen symbolisch für kulturelle Rollen und gesellschaftliche Zwänge stehen.
- Von der Heydt-Museum: Markus Karstieß26.09.25 - 9:54
„Freundschaftsanfrage Nr. 3“ heißt die aktuelle Ausstellung im Von der Heydt-Museum, die von Oktober 2025 bis Februar 2026 Skulpturen des zeitgenössischen Bildhauers Markus Karstieß präsentiert. Die Ausstellung ist der dritte Teil einer fortlaufenden Ausstellungsreihe, die jeweils eine:n zeitgenössische:n Künstler:in zum Dialog mit dem Sammlungsbestand einlädt. Markus Karstieß hat sich für seine künstlerische Auseinandersetzung berühmte Werke der klassischen Moderne ausgesucht und diese zur Selbstbefragung seiner eigenen Arbeit genutzt.
- Kunstmuseum Ahlen: Ein Genuss! Früchte in der Kunst07.07.25 - 15:02
Einen besonderen Genuss verspricht die gleichnamige Ausstellung im Kunstmuseum Ahlen. Gezeigt werden Kunstwerke, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit Obst auseinandersetzen. Das Thema mag zunächst trivial anmuten, doch das ist es keineswegs. Nicht nur in Form von Stillleben haben die verschiedensten Früchte schon immer eine besondere Anziehungskraft auf Kunstschaffende besessen. Seit Anbeginn der Malerei dienen sie als Vorlage für besonders farbige Motive, sind aber auch Symbole für die großen Themen der Menschheit: Sünde und Sinnlichkeit, Schönheit und Verfall, Lebensfreude und Glauben. Die in Ahlen gezeigten Werke stammen von einigen der renommiertesten Kunstschaffenden des 20. und 21. Jahrhunderts.
- Skulpturenpark Waldfrieden: Tony Cragg04.07.25 - 11:50
Tony Cragg, 1949 in Liverpool geboren, zählt zu den bedeutendsten Bildhauern der Gegenwart. Sein Werk entfaltet sich in einem fortwährenden Prozess der Erforschung von Material und Form, stets mit dem Ziel, die Welt um uns herum neu zu gestalten. Seine Aussage, dass „es viel mehr Dinge gibt, die nicht existieren, als die existieren“, verweist auf einen unendlichen Quell von Möglichkeiten, die jenseits unserer Wahrnehmung liegen.







