Ndayé Kouagou – Sorry, your beloved mom is not always right!
Westfälischer Kunstverein
Installationsansicht Westfälischer Kunstverein. Foto: Thorsten Arendt
AUSGABE 3/2024 – Autorin: Birgit Schlepütz
Wie kommst du von A nach Z? Warum hältst du nicht bei N? Und: Wer hat dir eigentlich beigebracht, Z sei das Ziel und bei N anzuhalten, bedeute, zu scheitern? Mit Fragen wie diesen wendet sich der französische Künstler Ndayé Kouagou (*1992, Montreuil) unmittelbar an sein Publikum. Mit spürbarer Lust an der Sprache entlarvt er dabei Stereotype, gibt Denkanstöße, verlässt etablierte Komfortzonen und hinterfragt bereits im Ausstellungstitel vermeintliche Wahrheiten. „Ich möchte die Menschen dazu bringen, an dem zu zweifeln, was sie zu wissen glauben“, sagt Kouagou in einem Interview, „und ich glaube, die erste Person, die Dir im Leben eine Vorstellung von Wahrheit vermittelt, ist deine Mutter.“ Doch sorry, your beloved mom is not always right!
Ndayé Kouagous Kunst entstammt dem Schreibprozess. Sein Ausgangsmaterial ist die Sprache, seine Arbeiten waren zunächst performativ. In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland zeigt er nun Videoarbeiten und Objekte mit plakativen Texten, in und auf denen er sich direkt an sein Publikum wendet. Entgegen der Kunstwelt, die dem Autodidakten Kouagou mitunter ausschließend vorkommt, sucht er mit seiner Kunst nach Dialog, Offenheit und Entertainment. Er will unterhalten, sich unterhalten und dabei großzügig und einladend sein. Seine Arbeiten verlieren dadurch jedoch weder an Tiefgang noch an Sensibilität. Im Gegenteil: Kouagou versucht bewusst, nicht nur aus genau einer – nämlich seiner – Perspektive zu sprechen. Dazu zeigt er sich als Kunst-Persona mit weiblichem Voice-Over und spielt dabei losgelöst von Geschlecht oder Nationalität mit unseren erlernten Identitätsmarkern. Inhaltlich spielt er mit scheinbar einfachen Wahrheiten, wie sie zu Tausenden durch die Sozialen Medien kursieren. Doch anders als etwa die Figur des Influencers gibt Kouagou keine Tipps, sondern nutzt lediglich die Form. Eine Kommunikationsform, die gerade eine junge Generation nicht gegenüber der Kunst einschüchtern, sondern sich anfühlen soll, als sei sie genau für DICH gemacht. „Ich stelle Fragen, auf die ich nie eine Antwort erhalten werde, aber das Gespräch kann im Kopf des Publikums weitergehen. Mein Traum ist es, dass das Gespräch weitergeht, auch wenn die Ausstellung zu Ende ist.“
Ndayé Kouagou. Sorry, your beloved mom is not always right!
15.06.–15.09.24
Westfälischer Kunstverein
Rothenburg 30
48143 Münster
Mi–So 11–19 Uhr
www.westfaelischer-kunstverein.de
Aktuelle Beiträge aus Münster
- Kunstmuseum Pablo Picasso: Barbara Hepworth25.09.25 - 9:50Barbara Hepworth (1903-1975) war eine der einflussreichsten britischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und mit zahlreichen großen Namen ihrer Zeit, unter anderem Pablo Picasso, bekannt. Darum passt die Ausstellung von The Hepworth Wakefield, die zuvor bereits in Frankreich zu sehen war, wunderbar ins hiesige Picasso-Museum. Gezeigt werden dort in diesem Winter rund neunzig Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken aus sechs Jahrzehnten Schaffenszeit: von Hepworths künstlerischen Anfängen mit Holz über abstrakte Skulpturen bis hin zu Auftragsarbeiten späterer Perioden. 
- Stadtmuseum Münster: Emad Daood25.09.25 - 9:30Die Kunstszene Westfalens mit der Kamera einzufangen – das war das fotografische Gesellenprojekt von Emad Daood. Für seine Abschlussarbeit am LWL-Medienzentrum für Westfalen begleitete er ein Jahr lang Kunstschaffende aus der Region. Wer kreatives Arbeiten sichtbar machen will, braucht offene Augen, gutes Timing und ein feines Gespür für Zwischentöne. Daood bringt all das mit. In seinen Fotografien gelingt es ihm, die besondere Atmosphäre von Ateliers, Lesebühnen, Konzerten und Premieren einzufangen. Entstanden ist eine dichte Nahaufnahme der hiesigen Szene, in der bekannte Namen ebenso auftauchen wie überraschende Entdeckungen. Eine Auswahl seiner Arbeiten zeigt die Friedrich-Hundt-Gesellschaft im Stadtmuseum Münster. 
- Kunsthalle Münster: 41. Förderpreisausstellung25.09.25 - 9:14Die Kunsthalle Münster ist Gastgeberin der 41. Förderpreisausstellung der Freunde der Kunstakademie Münster. Gezeigt werden 13 künstlerische Positionen aus unterschiedlichen Klassen: Mannan Atasoy, Lennart Haffner, Jenni Hoppel, Zahraa Khanafer, Lea Klein, Laris Maas, Suyeon Prana Kim, Joel Radermacher, Malte Reuter, Hyesung Ryu, Martin Schlathölter, Martin Steinfeld und Max van Dorsten. 
- Westfälischer Kunstverein: Rosa Aiello25.09.25 - 9:05Was ist das verbindende Element einer Gemeinschaft? Woraus besteht diese Verbindung? Aus gemeinsam verbrachter Zeit? Räumlicher Nähe? Mit diesen Fragen eröffnet die kanadisch-italienische Künstlerin Rosa Aiello den konzeptuellen Rahmen ihrer Ausstellung „A Good Reputation“ im Westfälischen Kunstverein. Ausgehend von ihrem tiefgreifenden Interesse an Strukturen, arbeitet sie mit sozialen Formationen, um neue filmische Arbeiten und ortsspezifische architektonische Interventionen zu entwickeln. 
- Kunsthalle Münster: Jelena Bulajić25.09.25 - 8:56Die Kunsthalle Münster zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung der serbischen Künstlerin Jelena Bulajić in Deutschland. In ihrem Werk lotet sie die Möglichkeiten der Malerei in all ihren Facetten aus. Nicht das Motiv steht dabei im Zentrum, sondern die Beschaffenheit des Bildes selbst – seine Oberfläche, seine Materialität, seine Wirkung. Risse, Schichtungen, feine Linien werden zu Trägern von Bedeutung und zum eigentlichen Thema. 
- Kunsthalle Schnake: Günther Zins25.09.25 - 8:43Günther Zins schafft Skulpturen aus schlanken Edelstahlstäben, die er mit höchster Präzision zu Winkeln, Rechtecken, Kuben oder Kreisen verschweißt. Seine Arbeiten wirken wie dreidimensionale Zeichnungen, die mit größter Präzision aus Linien gebaut sind. Auf dem Boden stehend, an der Wand verankert oder frei im Raum hängend vermitteln sie Ruhe und Klarheit, gleichzeitig aber auch Leichtigkeit und Durchlässigkeit. Zins versteht seine Arbeiten stets in Bezug zum Ort: Architektur, Maßstab und räumliche Gegebenheiten sind integrale Bestandteile seiner Konzepte. 
- Galerie Clasing: Martin Kargruber24.09.25 - 14:37Der aus Südtirol stammende Bildhauer Martin Kargruber arbeitet auf unverkennbar eigene Weise mit Holz. Aus kompakten Holzstücken formt er skulpturale Objekte, die auf den ersten Blick wirken, als seien sie aus vielen kleinen Einzelteilen zusammengefügt. Doch was wie eine additive Konstruktion erscheint, ist in Wahrheit das Ergebnis virtuoser Materialbearbeitung: filigran herausgearbeitet, oft miniaturhaft, immer aus einem Guss. 
- Projekt Hafenweg 22: Pascale Feitner24.09.25 - 14:15Ein filigranes Netz aus Linien durchzieht das Treppenhaus am Hafenweg 22. Über vier Etagen spannt sich die Skulptur „Exoskelett“ von Pascale Feitner – eine raumgreifende Arbeit, die sich eng mit der Architektur verbindet. Aus der Distanz wirkt sie wie ein zeichnerisches Geflecht; erst beim Näherkommen offenbart sich ihre plastische Dimension. Inspiration fand die Künstlerin bei der Weidenjungfer, einer Libellenart, die im Münsterland beheimatet ist, aus dem Hafengebiet jedoch weitgehend verdrängt wurde. 
- Kap.8: Ayse Öykü Özgün24.09.25 - 13:56In der Ausstellungsreihe „Potenziale“ widmet sich das Kap.8 der Malerei von Ayse Öykü Özgün. Die aus Istanbul stammende und in Münster lebende Künstlerin stellt den Menschen in den Mittelpunkt – in all seinen Widersprüchen, Gewohnheiten und Sehnsüchten. Geprägt von den Kulturen, in denen sie verwurzelt ist, spürt sie in ihren Werken sowohl Unterschieden als auch verbindenden Erfahrungen nach. 
- Kunsthaus Kannen: Jahresausstellung 202524.09.25 - 9:16Bis Ende Januar lädt das Kunsthaus Kannen zu seiner 27. Jahres- und Verkaufsausstellung ein. Zu sehen sind über 300 Werke aus dem Bereich der Outsider Art, darunter zahlreiche Arbeiten aus den hauseigenen Ateliers sowie von Gastkünstler:innen aus ganz Deutschland. Die Ausstellung bietet Raum für neue, wenig bekannte Positionen jenseits akademischer Konventionen. 
- Kunstmuseum Pablo Picasso: Face to Face26.06.25 - 13:07Diese Fragen haben sich vermutlich alle, die eine Kunstausstellung besuchen, mindestens schon einmal gestellt: Was sind das eigentlich für Menschen, die solche zeitlosen Kunstwerke erschaffen? Was treibt sie an? Wie arbeiten und wie leben sie? Die neue Ausstellung im Picassomuseum greift diese Fragen auf und beantwortet sie anhand von Porträtfotografien der fünf Künstler, deren Werke es beherbergt: Neben dem Namensgeber stehen auch Georges Braque, Joan Miró, Marc Chagall und Henri Matisse im Fokus von „Face to Face – Picasso und die Pariser Moderne im Spiegel der Fotografie“. Die ausgewählten Fotos stammen von einigen der renommiertesten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Bisweilen erlauben sie scheinbar intime Einblicke, andere ähneln mehr inszenierten Porträts. 
- LWL-Museum für Kunst und Kultur: Kirchner Picasso26.06.25 - 12:39Vom rauschenden Leben der Großstadt über die Stille der Berge bis hin zur Intimität des Ateliers: Ernst Ludwig Kirchner und Pablo Picasso waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Zeitzeugen einer Epoche im Umbruch. Beide suchten nach neuen Ausdrucksformen und wagten radikale Perspektivwechsel – jeder auf seine Weise. Die Ausstellung „Kirchner. Picasso“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur spürt erstmals den überraschenden Parallelen und Gegensätzen im Werk der beiden Künstler nach. Obwohl sie sich nie persönlich begegneten, näherten sie sich in ihren Bildwelten und Stilen an. 
- Center for Literature (CfL) im Haus Rüschhaus: not dying18.03.25 - 10:04Die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926–1973) setzte sich in ihrem unvollendeten Todesarten-Projekt intensiv mit den tief verwurzelten Strukturen von Faschismus, Kolonialismus und Gewalt gegen Frauen auseinander. Die Ausstellung „not dying“ im Haus Rüschhaus, kuratiert vom Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL), greift diese Themen auf. 
- LWL-Museum für Kunst und Kultur: Performance People03.01.25 - 12:20Die Ausstellung „Performance People“ im Lichthof des LWL-Museums zeigt mit einer Auswahl an Objekten, Videos, Fotografien und Archivalien, wie Skulptur erweitert, verlebendigt und performt wird. Ausgangspunkt der Schau ist ein Dialog zwischen zwei Werken: Erstmals ist Dan Grahams „Oktogon für Münster“ (1987) nicht im Außenraum, sondern im Lichthof des Museums zu sehen. 





















