UNHEIMLICH SCHÖN im MKK Dortmund
Geschlechterstereotype um 1900 bei Sascha Schneider
Sascha Schneider. Gefühl der Abhängigkeit. 1920. Karl-May-Museum Radebeul. © Karl-May-Stiftung Radebeul
Milena Schilling und Fiona Mentzel. Aus der Serie „Men are made to reproduce“. 2022. © Foto: Milena Schilling und Fiona Mentzel
NEWS 02.08.23
Es sind nackte Körper von Frauen, Knaben und Männern, die das malerische, bildhauerische und grafische Werk des Dresdner Künstlers Sascha Schneider (1870–1927) beherrschen. Seine kühn kombinierten symbolistischen und religiösen Motive werden nach 1900 durch athletische Figuren abgelöst, die Schneiders Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen und seine Vorstellungen vom Neuen Menschen offenbaren. Sie schlagen sich auch in den Buchdeckelillustrationen zur Sonderausgabe der Gesammelten Reiseerzählungen Karl Mays nieder, die Schneider 1903–05 schuf.
Die Ausstellung UNHEIMLICH SCHÖN im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund wirft einen Blick auf Sascha Schneiders Inszenierung von Männer- und Frauenkörpern, die von den Geschlechterstereotypen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts geprägt ist. Daneben werden zeitgenössische und aktuelle künstlerische Positionen präsentiert, die Schneiders ‚Geschlechterbilder‘ reflektieren und Gegenpositionen aufzeigen. Es wird deutlich, dass Körperideale und Stereotype dieser Zeit bis heute wirken. Die Ausstellung lädt damit zum Nachdenken und Hinterfragen eigener Sehgewohnheiten ein. In den seltenen Bildern von Frauen stellt Schneider sie meist als verführerisch dar. Sie sind Interpretationen des um 1900 verbreiteten Typus der Femme Fatale. Schneiders Darstellungen von Knaben und androgynen Figuren verdeutlichen die Faszination des Künstlers für fluide Geschlechterzuschreibungen sowie seine Sympathie mit der Lebensreformbewegung um 1900, in der die Jugend eine zentrale Rolle spielte. Hier hat auch das Ideal des nackten, naturverbundenen Körpers seinen Ursprung, der in Schneiders Bildern und Schriften zum schönen, kraftstrotzenden Mann und zum Ideal eines neuen Menschen stilisiert wird. Die Dominanz des männlichen Aktes in seinem Werk lässt sich nicht nur auf zeittypische Tendenzen der männlichen Selbstbehauptung zurückführen, sondern auch auf Schneiders Homosexualität. Einen spannungsreichen Kontrast zum Werk Sascha Schneiders bilden die fotografischen Arbeiten „Men are made to reproduce“ (2022) von Milena Schilling und Fiona Mentzel. Die Fotografinnen hinterfragen darin aktuelle Sehgewohnheiten und Geschlechterrollen.
UNHEIMLICH SCHÖN
Geschlechterstereotype um 1900 bei Sascha Schneider
08.09.23–07.01.24
Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund
Hansastr. 3
44137 Dortmund
Tel. 0231-5025522
Di–So 11–18, Do–Fr 11–20 Uhr
Link zum MKK Dortmund
letzte Neuigkeiten
- Wundervolle Weihnachtszeit im Ikonen-Museum17.11.25 - 13:07
Passend zur Jahreszeit präsentiert das Ikonen-Museum Recklinghausen mit der Ausstellung „Wunderbare Weihnachtszeit“ eine Auswahl von 42 Exponaten seiner Sammlung, die sich zwei bedeutenden Themen der christlichen Ikonografie widmen: der Geburt Christi und dem heiligen Nikolaus. Die Schau vereint Ikonen aus Russland, Griechenland, vom Balkan, aus Kleinasien und Äthiopien vom 11. bis ins 20. Jahrhundert.
- Blickpunkte 2025 im Haus Kump06.11.25 - 9:56
Am 15. und 16. November 2025 öffnet im Haus Kump die Ausstellung „Blickpunkte 25“ ihre Türen und feiert ein besonderes Jubiläum: Seit 30 Jahren bietet das Format Einblicke in aktuelle Strömungen der Handwerkskunst und des zeitgenössischen Designs. Jahr für Jahr zieht die Schau zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus Münster und der Region an und zeigt dabei die Vielfalt gestalterischer Qualität auf hohem Niveau. Das Konzept ist seit der ersten Ausgabe unverändert: Präsentiert werden ausschließlich Werke, die zuvor von einer Fachjury ausgewählt wurden. In diesem Jahr stellen rund 30 professionelle Gestalterinnen und Gestalter aus ganz Deutschland aus – darunter Schmuck-, Keramik-, Holz-, Textil- und Metallkünstler:innen. Zu sehen sind individuelle Unikate ebenso wie zeitgenössische Designobjekte.
- LWL-FilmGalerie präsentiert IN MEMORIAM31.10.25 - 9:37
In den zurückliegenden Jahren sind einige der großen Visionäre des modernen Kinos von uns gegangen. Es ist der Abschied von einer Generation, die für die moderne Filmkunst steht: Der große französische Revolutionär Jean-Luc Godard starb 2022, Terence Davies, einer der bedeutendsten modernen Erzähler des britischen Kinos, 2023. Die Schauspieler:innen Donald Sutherland, Gina Rowland und Shelly Duval verließen uns 2024, sie brachen mit überkommenen Rollenklischees und machten den Weg frei für eine neue Art der Darstellungskunst. Der große Bilderfinder und visionäre Träumer David Lynch schließlich starb gerade erst in diesem Jahr.
- Westfälischer Kunstverein: Jahresgaben 202526.10.25 - 10:51
Der Westfälische Kunstverein produziert in jedem Programmjahr neue Jahresgaben, die exklusiv von seinen Mitgliedern erworben werden können. Dabei handelt es sich um Editionen und Unikate zu besonderen Preisen von Künstler:innen, die im Kunstverein ausgestellt haben, ihm verbunden sind oder deren Arbeit dem kuratorischen Team zuletzt aufgefallen ist. Mit jedem Kauf werden zu gleichen Teilen sowohl der Kunstverein als auch die Künstler:innen unterstützt.







