Das Geheimnis der Farbe: Aquarelle von Nolde und Beck
Otto Modersohn Museum Tecklenburg
Herbert Beck. Blitzwolken. 2006. © Beck & Eggeling Interantional Fine Art, Düsseldorf
Emil Nolde. Marschlandschaft mit hohen grauen Wolken. um 1930. © Nolde-Stiftung Seebüll
AUSGABE 2/2023 – Autorin: Gudrun Schmiesing
In der Ausstellung „Das Geheimnis der Farbe“ mit expressiven Aquarellarbeiten stellt das Tecklenburger Modersohn Museum zwei Meister unterschiedlicher Generationen gegenüber: Emil Nolde (1867–1956) und Herbert Beck (1920–2010). Beide Künstler begegneten sich im Jahre 1952 in der renommierten Hamburger Galerie Commeter persönlich. Die Galerie, die beide Künstler vertrat, präsentierte gerade eine Einzelausstellung Becks, als der bereits arrivierte Künstler Nolde als unerwarteter Besucher eintrat. Diese Begegnung mit dem damals 85-jährigen sollte sich für den aufstrebenden Künstler Beck als richtungsweisend herausstellen. Dabei zollte Nolde dem wesentlich Jüngeren Achtung und zeigte ihm außerdem eine Mappe mit seinen eigenen Aquarellen. Dies sollte Beck nachhaltig beeindrucken und beeinflussen.
So ist einigen seiner Landschaftsbilder der Einfluss Noldes hinsichtlich Farbwahl und Malweise deutlich anzusehen. Jedoch setzte Herbert Beck auch gänzlich andere Themenschwerpunkte. Während Nolde seiner norddeutschen Heimat motivisch erkennbar eng verbunden war, gibt es bei Beck dagegen selten topografische Anhaltspunkte, die man zuordnen könnte. Ihm geht es mehr um „Seelenlandschaften“, um den Ausdruck seiner Selbst und die Auseinandersetzung mit seiner inneren und äußeren Umwelt. Emil Nolde hingegen blieb stets in seinem Kosmos der Farbvirtuosität und Schönheit, obgleich er Zeitzeuge zweier Weltkriege war. Seine lange verschwiegene Nähe zur NS-Ideologie, sein berechnendes Kreieren des eigenen Mythos‘, das auch vor Unwahrheiten nicht zurückschreckte, lässt ihn menschlich in einem bedenklichen Licht erscheinen. Die außergewöhnliche Qualität seiner Kunst wird dadurch nicht geschmälert. In den Sujets seiner Malereien versuchte er keinen gesellschaftlichen Diskurs. Anders bei Beck, den seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg nie ganz losgelassen haben. Seine Auseinandersetzung mit der Geschichte und gesellschaftlich relevanten sowie zeitüberschreitenden Themen zeigen sich in mehreren Arbeiten. Die Ausstellung vereint 46 Werke Becks und 10 Aquarelle Noldes – Landschaftliches und Figuratives in magischen Farbwelten zweier Könner.
Herbert Beck und Emil Nolde. Das Geheimnis der Farbe
04.03.23–13.08.23
Otto Modersohn Museum
Markt 9
49545 Tecklenburg
Fr 14–18 Uhr, Sa+So 11–18 Uhr
www.ommt.de
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