Der 1971 in Lippstadt geborene Künstler Claus Richter befasst sich in seinen Bildern, Filmen und raumgreifenden Installationen immer wieder mit Erinnerungen und Wunschwelten. Seit seinem Studium an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung hat der heute in Köln lebende Künstler sowohl national als auch international an zahllosen Ausstellungen teilgenommen. Richter bezieht sich in seinen Werken oft auf die eigene Kindheit und entwirft daraus eine bewusst nostalgisch verklärte und spielerische Welt voller Fantasie und gestalterischer Freiheiten. Diese ideelle Welt kollidiert mit einer entzauberten und erschöpfenden Alltagsrealität, deren Beobachtung Richter ebenfalls mit melancholischem und manchmal spöttischem Blick in seine Arbeiten einbezieht. Viele der Erinnerungen an eine „magische“ Kinderwelt und ein Aufwachsen zwischen Geborgenheit und Abenteuer sind fest mit Richters Heimatstadt Lippstadt verbunden. Immer wieder bezieht sich der Künstler in Texten und Elementen seiner Kunst auf seine Herkunft. Lippstadt war und ist für ihn ein prägender Ort. Nach dem Tod seiner Eltern löste er zwischen 2016 und 2018 sein Elternhaus in der Mastholter Straße auf und verbrachte dafür über zwei Jahre lang jeden Monat eine Woche in der alten Heimat. Diese Zeit nutze er auch, um in der Stadt nach Spuren seiner Erinnerung zu suchen, sich selbst auf die Reise durch die Straßen und Orte seiner Kindheit zu begeben und seine eigene Geschichte mit der von Freunden und Bekannten und auch mit den ihm zugänglichen Zeitdokumenten zu vergleichen. Schnell wurde klar: Erlebte Geschichte ist ganz anders als das, was allgemein als offizielle Erzählung zurückbleibt. Viele Dinge verschwinden leise, manche verändern sich fast ungesehen und bei manchen Geschichten ist man sich selbst nicht mehr sicher, ob sie einem überhaupt wirklich so geschehen sind.