FRAGILE – Faszinierende Geschichten aus Glas
Kunstmuseum Ahlen
Thomas Schütte. Glaskopf B, Nr. 11. 2014. © VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Städtische Museen Heilbronn
Marta Klonowska. Koi after Utagawa Hiroshige. 2021. lorch+seidel contemporary, Berlin
AUSGABE 3/2022 – Autorin: Annette Georgi
Glas gehört zu den ältesten Werkstoffen der Welt und übt seit jeher eine besondere Faszination aus. Im Feuer geboren, erkaltet und erstarrt wurde diese glänzende und schimmernde Substanz zunächst fast ausschließlich für kostbare Gebrauchsgegenstände verwendet. Erst im 20. und 21. Jh. findet eine gesteigerte künstlerische Auseinandersetzung mit dem Werkstoff statt. Das Kunstmuseum Ahlen zeigt in der Ausstellung „FRAGILE. Alles aus Glas“ Positionen der letzten hundert Jahre, die die Spannbreite der funktionalen und gestalterischen Qualitäten dieses besonderen Materials ins Licht setzen. Neben skulpturalen Objekten sind Aquarelle, Fotografien und Videos zu sehen, die sowohl politisch-historische wie auch philosophisch-ästhetische Aspekte der Glaskunst behandeln.
Eine der wichtigsten Eigenschaften des Glases ist seine Lichtdurchlässigkeit. Als Fenster oder komplette Fassade haben bereits vor über hundert Jahren Architekten wie Bruno Traut und Hermann Finsterlin diese Transparenz sinnbildlich für den Aufbruch in eine demokratische Gesellschaft eingesetzt. Bezugnehmend auf solche frühen stadtplanerischen Ideen, hat Isa Melsheimer 2006 eine Landschaft aus Scherben installiert und zeigt sowohl die Fragilität von Material und Idee wie auch die schmerhafte Unzugänglichkeit angedachter Welten. Auch bei Gabriella Gerosas Video „Buffetcrash“ von 2003 geht es um das Thema Zerbrechlichkeit: In Zeitlupe stürzt ein Kronleuchter auf die stilllebenartig gedeckte Tafel und zerschmettert mit dem kaltluxuriösen Kristall auch gleich alle bürgerlichen Konventionen. Die Schönheit des Glases wird z.B. von Künstlern wie Thomas Schütte und Martha Klonowska in skulpturale Arbeiten übersetzt. In ihrer Gegenständlichkeit gehen sie deutlich über die kunstgewerbliche Verwendung des Materials hinaus und faszinieren sowohl technisch als auch ästhetisch. Dass der schöne Schein aber auch mitunter trügt, offenbart Mona Hartoum. In einer Vitrine präsentiert sie juwelenartige Objekte, die sich bei genauerer Betrachtung als Handgranaten entpuppen. So zeigt die Ausstellung die Vielfalt dieses geheimnisvollen Materials und seine künstlerische Verwendung zwischen Sinnlichkeit und Protest, zwischen Dekoration und Provokation
FRAGILE. Alles aus Glas
Grenzfälle des Skulpturalen
19.06.22–16.10.22
Kunstmuseum Ahlen
Museumsplatz 1
59227 Ahlen
Tel. 02382-91830
Mi–Sa 15 –18, So 11–17 Uhr
www.kunstmuseum-ahlen.de